„Besetzer beschädigen Casino“ : Frankfurter Uni-Präsident rügt Studenten und Land
- -Aktualisiert am

In Casino der Frankfurter Universität sind wertvolle Holzvertäfelungen mit Parolen besprüht und Nahrungsmittel geklaut worden, die die Hochschule klagt Bild: Helmut Fricke
Die Frankfurter Universität wirft den Besetzern des Casinos auf dem Westend-Campus vor, erhebliche Schäden angerichtet zu haben. Zudem beklagt Präsident Müller-Esterl, die Hochschule sei an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt und brauche mehr Geld vom Land.
Die Frankfurter Universität wirft den Besetzern des Casinos auf dem Westend-Campus vor, in dem historischen Gebäude erhebliche Schäden angerichtet zu haben. Seit Montag halten sich dort Studenten auf, um gegen die Folgen der Bologna-Reform und die „Kommerzialisierung“ von Bildung zu protestieren. Nach Angaben eines Universitätssprechers haben Unbekannte vermutlich in der Nacht zum Dienstag unter anderem die wertvollen Holzvertäfelungen im Festsaal mit Parolen besprüht sowie Geschirr und Nahrungsmittel aus der Cafeteria entwendet. Der Schaden sei größer als nach der Besetzung des House of Finance im November 2008 und belaufe sich wahrscheinlich auf einen „hohen fünfstelligen Betrag“; die Universität werde Strafanzeige erstatten.
Universitäts-Vizepräsident Manfred Schubert-Zsilavecz zeigte sich „entsetzt“ über das Ausmaß der Zerstörungen. Er appellierte an die Studenten, nicht zuzulassen, dass eine gewaltbereite Minderheit die Fortschritte gefährde, die in den vergangenen Jahren bei den Studienbedingungen erzielt worden seien. Die Kosten, die für die Beseitigung der Schäden anfielen, müssten nun an anderer Stelle eingespart werden.
„Wir setzen auf eine Verhandlungslösung“
Trotz der Vorfälle will die Hochschule die Besetzung des Casinos vorerst offenbar weiter tolerieren. Wie ihr Sprecher sagte, führt die Uni-Leitung Gespräche mit den Beteiligten: „Wir setzen auf eine Verhandlungslösung und hoffen, dass die Vernunft sich durchsetzt.“
Ein Sprecher des „Protestplenums“, das die Aktionen der Studenten organisiert, bezeichnete die Vorwürfe des Uni-Präsidiums als „lächerlich und absurd“. Er gab zu, dass „ein paar Wände“ in dem Gebäude „bemalt“ worden seien; von Vandalismus zu sprechen, sei aber übertrieben. Es habe sich auch nicht um eine „koordinierte Aktion“ gehandelt. Das Beschmieren von Wänden will der Sprecher nach eigenen Worten nicht gutheißen, er lehnte es aber auch ab, sich davon zu distanzieren. Asta-Vorsitzende Nadia Sergan sagte auf Anfrage, sie finde es „schade“, dass sich die Hochschulleitung über vermeintliche Beschädigungen beklage, statt die Leistung der Besetzer zu würdigen, die eine große Zahl alternativer Veranstaltungen zum Thema Bildungspolitik organisiert hätten.
Ministerin: An Studiengängen manches zu verbessern
Die hessische Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) erkennt nach den Worten ihres Sprechers an, dass an den Bachelor- und Masterstudiengängen manches zu verbessern sei. Der Bologna-Prozess als Ganzes stehe aber nicht zur Diskussion. Es sei auch nicht legitim, wenn Studenten, die dagegen protestieren wollten, den Lehrbetrieb an den Hochschulen störten sagte der Sprecher.
Unterdessen wies der Frankfurter Universitätspräsident Werner Müller-Esterl darauf hin, dass seine Hochschule mit nunmehr rund 37.000 Studenten an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt sei. Wenn die Qualität der Lehre gesichert und weiter verbessert werden solle, müsse die Universität vom Land deutlich mehr Geld bekommen. Außerdem rief Müller-Esterl Bund und Länder dazu auf, gemeinsam für eine angemessene Ausstattung der Universitäten zu sorgen. Die „Kleinstaaterei“ in der Hochschulpolitik müsse ein Ende haben.