Art Night in Frankfurt : An die Pinsel, fertig, prost
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Apfelsaft inklusive: Eine Besucherin der Art Night malt ihren Winterwald auf Leinwand Bild: Vogl, Daniel
Mal-Tipps vom Profi und dazu Getränke nach Wahl: Das Geschäftsmodell von Art Night funktioniert auch in Frankfurt.
Auf den fünf Tischen am hinteren Ende der hippen Bar des Hotels „Moxy“ stehen blanke Leinwände auf Staffeleien. Auf einem kleinen Tisch an der Seite sind Acrylfarbtuben aufgereiht, daneben steht das heutige, von Mira Genzlinger gemalte Motiv – dunkle Tannen auf einem Hügel vor einem See im Schneegestöber. „Winterwonderland“ heißt das Motto. „Habt ihr alle etwas zu trinken? Dann hoch die Tassen, ihr Lieben!“, ruft Genzlinger in die Runde. Alle heben ihr Bier, ihre Cola oder ihren Longdrink und prosten sich noch etwas verhalten zu.
Unter den etwa 20 Teilnehmern sind ein paar junge Pärchen, einige Freundinnen, aber auch ein älteres Ehepaar, das den Malworkshop von seinen Kindern geschenkt bekommen hat. Die meisten haben seit der Schulzeit nicht mehr ernsthaft gemalt. „Bei der Art Night geht es nicht um Perfektion. Ihr müsst nicht malen können“, sagt Genzlinger. Es gebe einfache Tricks, die sie ihnen ganz in Ruhe zeigen werde, und dann klappe das schon. Einige der Teilnehmer schauen noch etwas skeptisch, andere wirken ein wenig beruhigt. „Wir sind alle Individuen, und wir werden heute alle wunderschöne, individuelle Bilder zaubern“, ruft die 35 Jahre alte Kursleiterin, und der Kunstworkshop beginnt.
34 Euro fürs Mitmachen
Ihre Schwester machte Genzlinger auf Art Night aufmerksam, nachdem sie die Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ gesehen hatte. Dort konnten die Gründer des Berliner Start-ups, Aimie-Sarah Carstensen und David Neisinger, vor einem Jahr Georg Kofler davon überzeugen, 150.000 Euro in ihr Konzept zu investieren. Genzlinger, freischaffende Künstlerin und Kunstpädagogikstudentin, bewarb sich daraufhin bei Art Night und veranstaltet nun seit drei Monaten Workshops in Frankfurt. Wer mitmachen will, zahlt 34 Euro.
Einen Monat vor der Veranstaltung sucht sich Genzlinger ein Motiv aus der internen Datenbank aus und malt es selbst nach. Dabei überlegt sie, an welchen Stellen sie die Hobbykünstler anleiten will und wie sie die Technik an Menschen, die noch nie richtig gemalt haben, weitergeben kann. Die meisten Teilnehmer seien sehr skeptisch. „Sie glauben nicht an sich.“ Genzlinger vermutet, dass das am Kunstunterricht in der Schule liegen könnte. „Die Kreativität stirbt bei Benotung, bei der Art Night aber geht es um Spaß.“
Zur Halbzeit des Workshops macht Genzlinger immer eine kleine Pause, in der die Teilnehmer sich die anderen Bilder anschauen. Dabei werden Komplimente und Tipps ausgetauscht. Einige holen sich noch ein Getränk an der Bar. Danach wird weiter gepinselt, mit offenem Ende, denn jeder braucht unterschiedlich lang für sein Bild. „Wenn ich merke, dass Leute voll drin sind, dann motiviere ich sie, auch zu Hause mal den Pinsel in die Hand zu nehmen.“ Viele hätten während des Workshops ein „Aha-Erlebnis“, seien überrascht von ihrem Werk und auch ein wenig stolz.
15.000 Buchungen pro Monat
Das Konzept von Art Night funktioniert, die Tickets sind meist schon einige Wochen im Voraus ausverkauft. Die Berliner Start-up-Gründer Carstensen und Neisinger wollten, dass sich Leute in ungezwungener Atmosphäre kennenlernen und kreativ werden können.
Mit ihren Workshops sind sie derzeit in 50 Städten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden vertreten, aktuell hat das Unternehmen rund 15.000 Buchungen pro Monat. Weitere Städte sollen hinzukommen, außerdem testet das Unternehmen ein neues Konzept namens Shake Night, bei dem die Teilnehmer ihren Lieblingsdrink mischen können.
Inzwischen sind auch private Art Nights im Angebot. Fast hätte Genzlinger einmal einen Junggesellinnenabschied geleitet, bei dem die Teilnehmer ein Aktmodel, mit dem Sektglas oder Bierglas in der Hand, gemalt hätten. Sehr zu ihrem Bedauern wurde der Abend kurzfristig abgesagt.