Hummeln im Hintern ist eine Diagnose
- Aktualisiert am
Bild: Kai Felmy
Mit Mitte dreißig hat die Autorin eine Diagnose erhalten, die ihr Umfeld ihr schon längst gestellt hatte. Sie zeigt Symptome einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Besser bekannt als ADHS. Für diesen Text möchte sie anonym bleiben.
Ein kläffender Köter, Gläser klirren, Stimmengewirr. Irgendwo hupt ein Auto. Der Text entsteht, während die Musikbox im Büro die typische Geräuschkulisse eines Straßencafés abspielt. Bei so viel Trubel fällt es mir leichter, mich zu konzentrieren. Weil das Durcheinander so groß ist, dass es nichts gibt, auf das ich meine Aufmerksamkeit fokussieren kann. Den Tipp, zugeschnitten auf meine individuellen Bedürfnisse, habe ich von Andreas Reif, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Frankfurter Universitätsklinikum, erhalte. Obendrauf gab es noch eine Diagnose: Ich weise Symptome der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, auf. „Symptomatisch, aber nicht problematisch“ sei das, was ich zeige.
Ich erfülle viele Kriterien, die dem breiten Spektrum der Störung zugeschrieben werden. Das habe ich nun schwarz auf weiß. Die Symptome begleiten mich schon seit meiner frühesten Kindheit. Aber ich scheine mir unbewusst im Laufe meines Lebens Strategien angeeignet zu haben, um trotzdem gut durch den Alltag zu kommen. Und das, ohne je geahnt zu haben, dass ich überhaupt zu den schätzungsweise sechs Prozent der Bevölkerung zähle, die die Kriterien einer ADHS erfüllen. Bisher dachte ich einfach, dass ich ein bisschen mehr Energie als viele andere habe. Als ein Symptom hätte ich meine Rastlosigkeit nicht beschrieben. Sie gehört zu mir. Wie mein linker Arm, wie mein rechter Fuß. Schon immer da.
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