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Frankfurt wählt : Wo man gerne Oberbürgermeister ist

Bild: Bergmann, von Lachner, Röth, Rumpenhorts/Bearbeitung F.A.S.

Frankfurt ist eine reiche Stadt, die daraus nicht genug Kapital schlägt. Wer kann das besser? Die Wähler müssen am Sonntag in der Stichwahl um den Oberbürgermeisterposten entscheiden.

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          Oberbürgermeisterwahl in Frankfurt – schon wieder: Der zweite Wahlgang steht an, und viele Menschen sind beim Blick auf die beiden verbliebenen Kandidaten, Uwe Becker von der CDU und Mike Josef von der SPD, bis heute unentschieden. Vielleicht bleiben sie es sogar bis in die Wahlkabine hinein, bevor sie dann doch irgendwo ihr Kreuz machen. Denn die Auswahl erscheint gut: Beide Bewerber kennen sich in der Stadtpolitik bestens aus. Becker war seit 2006 Stadtkämmerer und von 2016 an und bis zur vergangenen Kommunalwahl auch Bürgermeister. Derzeit ist er Staatssekretär in Wiesbaden, seine CDU aber regiert im Frankfurter Rathaus Römer nicht mehr mit.

          Carsten Knop
          Herausgeber.

          Josefs SPD hat es hingegen in die Koalition geschafft, er hätte also auch dort seine Partei auf seiner Seite. Er kümmert sich als Dezernent um die Stadtplanung und den Sport. Beide Kandidaten sind ein Gegenentwurf zum abgewählten Vorgänger. Sie schätzen einander, was am Ende der inzwischen mehr als 30 Podiumsdiskussionen für jeden Besucher sichtbar war. Was also tun?

          Es gibt Unterschiede

          Zunächst ist die Vermutung falsch, dass es deshalb gleichgültig sei, wer von den beiden Bewerbern zum Oberbürgermeister wird. Bei aller Ähnlichkeit in bestimmten Positionen (etwa zur allseits erwünschten Verbesserung der Sauberkeit in der Stadt oder zum von beiden begrüßten Bau einer Multifunktionshalle) ist diese Wahl tatsächlich eine echte Auswahl. Und weil nicht nur die Kandidaten selbst von einem eher knappen Wahlergebnis ausgehen, sondern wohl alle professionellen politischen Beobachter in der Stadt, hat jede abgegebene Stimme großes Gewicht.

          Hier werden über die Amtszeit von sechs Jahren hinweg Weichen gestellt, die im Alltag von Wählern, aber auch in dem von Nichtwählern, erheblich zu spüren sein werden. Denn die beiden Kandidaten haben durchaus unterschiedliche Schwerpunkte und Vorschläge für die Stadtentwicklung, insbesondere für den Wohnungsbau und die Verkehrspolitik.

          Dort empört viele inzwischen allein die Erwähnung des Straßennamens Oeder Weg. Das Einfahren in die Straße im Nordend mit dem Auto wird zur ungewollten Bildungsreise zum Angebot an Schikanen, die moderner Verkehrspolitik zur Verfügung stehen – Parkplätze sind entfallen, die Autos fahren durch Nachbarstraßen, auf manchen der einstigen Parkplätze stehen Sitzgelegenheiten. Fahrradfahrer und ein Teil der Anwohner freuen sich, die anderen und nicht wenige Einzelhändler hassen die Situation. Becker will nach einem Sieg deshalb für den sofortigen Abbau der Einfahrtsperren sorgen. Josef will länger hinschauen, vielleicht dann aber ebenfalls korrigieren.

          Auch in der Debatte um die Zukunft des nördlichen Mainufers will Becker den großen Wurf und den Autoverkehr in einen Tunnel wie in Düsseldorf verlegen. „Wir würden das schönste Mainufer bekommen, das wir je hatten.“ Josef hält davon nichts: „Dann haben wir dort zehn Jahre eine Baustelle.“ Und grundsätzlich? Becker ist für einen Ausgleich zwischen Auto-, Rad- und Fußverkehr („Maß und Mitte“, wie er gerne sagt), während Josef mehr auf den ÖPNV und das Fahrrad setzt und ohnehin schon jetzt immer weniger Autos in der Innenstadt zählt. Becker ist für die Erweiterung des Flughafens, Josef ist dagegen und will den Fluglärm reduzieren.

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