
Frankfurt und Flüchtlinge : Eine Stadt im Dauernotstand
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Flüchtlingsunterkunft am Rande der Natur: Umweltschützer sind alarmiert. Bild: Dirk Zimmer
Die Zahl der Flüchtlinge in Hessen geht stetig zurück. Doch in Frankfurt zeichnet sich derweilen ein anderes Bild ab. Die Stadt sucht nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten. Das ruft Umweltschützer auf den Plan. Ein Kommentar.
Frankfurt und die Flüchtlinge, das Thema beschäftigt nunmehr seit drei Jahren intensiv die Stadtverwaltung. Während andere Städte und das Land Hessen vermelden, dass die Zahl der Flüchtlinge sinkt und Aufnahmeeinrichtungen geschlossen werden können, muss Frankfurt den umgekehrten Weg beschreiten. Die Stadt hat den sogenannten Labsaal – die ehemalige Mensa der Goethe-Universität in Bockenheim – als Unterkunft wieder geöffnet, zum 1. Juli soll die Sport- und Kulturhalle in Unterliederbach folgen.
In Frankfurt bleiben zu viele, nämlich mehr als die Hälfte der fast 5000 Flüchtlinge, auf die Unterbringung in städtischen Einrichtungen angewiesen, obwohl sie ein Bleiberecht haben und in eine Sozialwohnung umziehen könnten – wenn es denn solche gäbe und nicht schon 10.000 Haushalte vor ihnen einen Anspruch darauf hätten.
Da kommt es der Frankfurter Stadtregierung zupass, dass Stadtteilpolitiker in Bonames und Kalbach von sich aus fordern, die Flüchtlingsunterkunft am Alten Flugplatz nicht, wie ursprünglich versprochen, Ende des Jahres abzubauen. Weitere drei Jahre soll sie erhalten bleiben und mit ihr 336 Flüchtlinge, fast alles Familien, die vor allem aus Afghanistan, Syrien und Irak kommen. Mancher Stadtteilpolitiker hat sich schon erkundigt, ob aus der Unterkunft nicht gleich eine Dauereinrichtung werden könne.
Naturschützer sind alarmiert
Dabei haben sie die Rechnung ohne die Naturschützer gemacht. Der Alte Flugplatz liegt mitten im Grüngürtel, im Landschaftsschutzgebiet, und gilt als herausragendes Beispiel dafür, wie aus einem ehemaligen Militärgelände – die Amerikaner hatten dort einen Hubschrauberlandeplatz betrieben – ein Ort wird, den sich die Natur und die Bürger als Naherholungsgebiet zurückerobern.
Die Bereitschaft von Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Die Grünen), gegen alle städtischen Regeln im Grüngürtel ein Bauwerk errichten zu lassen, hatten die Naturschützer 2016 nur akzeptiert, weil es sich um ein befristetes Projekt handelte und die Not der Stadt bei der Flüchtlingsunterbringung groß war. Jetzt zeigt sich, dass der Flüchtlingsstrom zwar abgeebbt, die Not der Stadt Frankfurt aber immer noch groß ist. Man darf erwarten, dass sich in den nächsten drei Jahren für den Alten Flugplatz eine Ersatzlösung findet. Sonst ist die Stadtregierung endgültig unglaubwürdig, wenn sie behauptet, den Grüngürtel gegen Eingriffe verteidigen zu wollen.
