Frankfuter Einzelhandel : Spitzenmieten in der Innenstadt geraten unter Druck
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Hat schon bessere Tage gesehen: die Frankfurter Haupteinkaufsmeile Zeil Bild: Lando Hass
In der Liste der Top-Einkaufsstandorte in Deutschland schneidet Frankfurt nach der Halbjahresbilanz des Maklerunternehmens JLL besonders schlecht ab. Händler drängen auf Mietreduzierung.
Die Corona-Krise und die Umsatzrückgänge im Einzelhandel bekommt auch das Maklerunternehmen Jones Lang Lasalle (JLL) deutlich zu spüren. Das Vermietungsgeschäft in Frankfurt ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um gut 80 Prozent eingebrochen, wie das Unternehmen mitteilt. In der Liste der zehn größten Handelsstädte, der sogenannten Big 10, verbucht Frankfurt damit den zweitstärksten Rückgang nach Hannover mit einem Minus von 90 Prozent. Auch die anderen Standorte schwächeln. Auf einem „guten Kurs“ sind laut JLL lediglich Düsseldorf und Hamburg. Alle Standorte in Deutschland zusammengenommen, gingen die Abschlüsse von JLL um ein Drittel zurück, der Flächenumsatz sank um ein Viertel.

Redakteurin in der Rhein-Main-Zeitung.
Der Trend zu kleineren Flächen, der dem Online-Handel geschuldet ist – Händler mit Online-Shop müssen im Geschäft nicht mehr alles zeigen – spiegelt sich auch in der Halbjahresbilanz von JLL. Danach waren vor allem kleinere Flächen bis 250 Quadratmeter gefragt. Zudem spielten sich zwei Drittel des Vermietungsgeschäfts außerhalb der zehn größten Handelsstädte ab. Dirk Wichner, der das Einzelhandelsgeschäft von JLL in Deutschland leitet, sieht gleichwohl „Licht am Ende des Tunnels“.
Zeil mit 310 Euro in Frankfurt am teuersten
Auf der Suche sind Nahversorger, Anbieter von Möbeln und Haushaltsgeräten, ebenso Baumärkte. Vor allem die Lebensmittelgeschäfte hätten davon profitiert, dass sie nicht schließen mussten, heißt es. Ohnehin läuft das Geschäft mit Essen und Trinken besser als etwa mit dem Verkauf von Mode. So konnte sich die Gastronomie- und Foodbranche mit ihrem Flächenumsatz deutlich von der Textilsparte absetzen, wobei die Lebensmittelanbieter den Löwenanteil beisteuerten. Trotz Corona setzten auch die Drogeriemarktketten dm, Rossmann und Müller ihre Expansion im ersten Halbjahr fort.
Bisher unverändert sind laut JLL nach wie vor die Spitzenmieten in den Innenstädten. Danach ist die Zeil mit 310 Euro je Quadratmeter die teuerste Einkaufsstraße in Frankfurt. Noch teurer ist die Kaufingerstraße in München (360 Euro) und die Tauentzienstraße in Berlin (330 Euro). Allerdings geraten auch die Spitzenmieten immer mehr unter Druck, weil Verbraucher zunehmend im Internet einkaufen und nicht mehr im Geschäft. In kleineren Städten sind die Mieten über die vergangenen drei Jahre bereits gesunken. Den mit zwölf Prozent deutlichsten Rückgang nennt das Maklerhaus für Städte unter 100.000 Einwohnern.
Diese Entwicklung könnte nach der JLL-Prognose auch so weitergehen. Während der verordneten Zwangspause im März und April hatten viele Händler die Miete ausgesetzt oder reduziert. Wichner geht davon aus, dass Gespräche mit den Vermietern trotz Ende des Lockdowns weitergehen. „Das könnte dauerhafte Mietpreissenkungen zur Folge haben.“