Frankfurt : Keine Pflicht zur Benutzung des Radwegs
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Hat noch einige Kilometer vor sich: Joachim Hochstein, der Leiter des Radfahrbüros, überprüft jetzt alle Radwege in Frankfurt. Bild: Fiechter, Fabian
Radfahrer dürfen dort, wo es für sie nicht gefährlich ist, auch auf der Straße fahren. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von ADFC, Radfahrbüro und Polizei prüft nun systematisch, wo in Frankfurt eine verpflichtende Benutzung von Radwegen Sinn ergibt und wo nicht.
An der Adalbertstraße in Bockenheim müssen Radfahrer künftig nicht mehr auf dem Radweg fahren. Das Straßenverkehrsamt hat dort das blaue Schild mit dem weißen Fahrrad entfernen lassen, das den Radlern anzeigt, dass sie an dieser Stelle den Radweg nutzen müssen. Radfahrer können jetzt wählen, ob sie bis zur Bockenheimer Warte und dann auf der Gräfstraße und der Sophienstraße auf dem Radweg oder auf der Straße fahren.
Die Benutzungspflicht für Radwege ist schon an anderen Stellen in Frankfurt aufgehoben worden, unter anderem an der Frankenallee im Gallus. Und sie wird noch an vielen Orten der Stadt verschwinden, wie Verkehrsdezernent Stefan Majer (Die Grünen) Donnerstag angekündigt hat. Nach dem Willen des Gesetzgebers ist die Pflicht zur Nutzung des Radwegs und das damit verbundene Verbot des Radfahrens auf der Straße seit 1997 nur dann statthaft, wenn Radler auf der Autostraße erheblich gefährdet wären. Das gilt zum Beispiel für den Alleenring. Dort und auf anderen großen Einfallstraßen, das hat Stadtrat Majer gestern bei einem Ortstermin in Bockenheim klargestellt, dürfen Radler auch in Zukunft nur auf dem Radweg in die Pedale treten.
Arbeitsgruppe prüft Frankfurter Radwege
Meistens werden die Radler in Zukunft aber freie Wahl haben, ob sie den Fahrradweg oder die Straße benützen. „Die Radwege werden nicht abgeschafft“, sagte denn auch Bertram Giebeler. Der verkehrspolitische Sprecher der Frankfurter Sektion des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) streitet seit langem für ein weitgehende Aufhebung der Radweg-Benutzungspflicht. Giebeler forderte die Stadt auf, auch jene Fahrradwege, für die künftig keine Nutzungspflicht mehr gilt, in Schuss zu halten.
Ein Arbeitgruppe, bestehend aus Mitarbeitern des städtischen Radfahrbüros, aus Vertretern der Polizei und des ADFC ist dabei, die Frankfurter Radwege systematisch daraufhin zu überprüfen, ob die Nutzungspflicht aufgehoben werden kann. Sie gibt ihre Empfehlung an das Straßenverkehrsamt, dem die letzte Entscheidung zufällt. Joachim Hochstein, der Leiter des Radfahrbüros hofft, dass der Umwandlungsprozess in etwa drei Jahren abgeschlossen sein wird.
Nach den ersten Versuchen haben sich laut Hochstein allerdings nicht vorhergesehene Schwierigkeiten ergeben. So müssten zum Beispiel an manchen Ampeln die Phasen geändert werden. Deren Taktung orientiere sich an der Geschwindigkeit der Autos. Die Schaltung müsse zuweilen dahingehend abgeändert werden, dass auch die langsameren Radfahrer die Kreuzung überquert hätten, bevor der Querverkehr grünes Licht bekomme. Eine solche Umprogrammierung einer Ampel koste bis zu 3000 Euro, berichtet Hochstein.
Aufgesprühte Piktogramme sollen aufklären
Nach Meinung des Verkehrsdezernats und der Verkehrsplaner genügt es nicht, einfach nur die blauen Radfahr-Schilder abzuhängen. Auch ohne blaues Schild müssten Radfahrer und Fußgänger erkennen können, dass ein nicht mehr verpflichtend zu benutzender Radweg weiterhin für Radfahrer reserviert sei. Auch die Autofahrer müssten erkennen, dass den Radlern das Fahren auf der Fahrbahn gestattet sei. Darüber sollen Piktogramme informieren, die auf den Radweg und die Straße gesprüht werden sollen.
An die neue Regelung müssten sich alle Verkehrsteilnehmer gewöhnen, ähnlich wie es bei der Öffnung von Einbahnstraße für den Radverkehr war, hieß es am Donnerstag beim Ortstermin in Bockenheim. Dieter Herberg vom Polizeipräsidium ist freilich optimistisch. Die Öffnung der Einbahnstraßen, so argumentierte er, sei auch nach einer gewissen Zeit von allen Verkehrsteilnehmern registriert und akzeptiert worden.