Die Bilanz der Direktbank : ING-Diba wächst und feiert
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Gut abgeschnitten: Zum 50.Geburtstag weist die ING-Diba ein deutliches Plus aus. Bild: dpa
Die Direktbank steigert das Ergebnis vor Steuern um fast 30 Prozent, gewinnt auch immer mehr Geschäftskunden und setzt voll auf Digital-Banking.
Niederländisch für Einsteiger: „Het staat als en huis“ – mit diesen Worten begann Remco Nieland, der Finanzvorstand der ING-Diba, in bester Laune seine Erläuterung der Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahrs. „Es steht wie ein Haus“, so lautet die wörtliche Übersetzung der Sequenz. Gemeint ist damit in etwa: „Das hat Hand und Fuß.“ In allen Geschäftsfeldern habe man sich verbessern können, resümierte der Finanzchef zufrieden.
Tatsächlich konnte die deutsche Tochter der holländischen ING-Gruppe 2014 ihren Vorsteuergewinn im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent auf 888 Millionen Euro steigern, was vor allem einem starken Zuwachs im Kreditgeschäft geschuldet ist. Das Geschäftsvolumen wuchs um acht Prozent auf 220 Milliarden Euro, die Zahl der Kunden von 8,1 auf 8,3 Millionen.
Mitarbeiterzahl gestiegen
Zwar hat die Direkt-Bank ohne Filialen im vergangenen Jahr 200.000 neue Kunden gewinnen können. Dem stehen aber rund 200.000 Abgänge gegenüber, worunter vor allem Zinshopper, aber auch unzufriedene und gestorbene Kunden fallen, wie Vorstandschef Roland Boekhout sagte. Man kämpfe um jeden Kunden, bei der zuletzt genannten Gruppe gestalte sich das aber besonders schwierig, scherzte der Vorstandschef.
Die Mitarbeiterzahl stieg um 169 auf 3526, von denen knapp 2000 in der Frankfurter Zentrale arbeiten, die übrigen in Nürnberg, Hannover, Berlin und in der österreichischen Dependance in Wien. Alles in allem bildet das Haus derzeit 90 junge Frauen und Männer aus, 41 davon in der Leo genannten Frankfurter Zentrale. Im Angebot ist nicht nur die klassische Banklehre, auch Ausbildungen wie die zum Fachinformatiker und duale Studiengänge sind darunter.
Nicht so steif wie andere Banken
Boekhout hob hervor, dass sein Haus die guten Geschäftszahlen erzielt habe, ohne dabei mehr zu riskieren. „Wir machen Geschäfte nicht um jeden Preis“, sagte der Manager, der das Orange des Hauses nicht nur in der Krawatte, sondern auch als Uhrenfarbe trägt.
Dass es bei der ING-Diba weniger steif zugeht als in anderen Geldhäusern, hat womöglich etwas mit den Anfängen des Hauses zu tun, das in diesem Jahr 50 wird. Denn begonnen hat alles im Oktober 1965 mit dem Vorsatz, es auch Arbeitnehmern mit bescheidenem Einkommen zu ermöglichen, Vermögen zu bilden. Zu den Gründungsvätern zählt der damalige Vorsitzende der IG Bau und spätere Bundesverteidigungsminister Georg Leber (SPD). Er betrieb maßgeblich den Aufbau der Bank für Spareinlagen und Vermögensbildung AG (BSV) als Tochter der damaligen Gewerkschaftsbank BfG. Aus dieser BSV ging später die ING-Diba hervor.
Besonders ein Zitat Lebers aus den Gründungstagen gefällt Boekhout noch heute so gut, dass er es auf der Bilanzpressekonferenz im Original einspielen ließ: „Die deutschen Banken kommen mir vor wie ein alter Hund, der satt ist“, hatte Leber damals verärgert zu Protokoll gegeben, nachdem sich die etablierten Geldhäuser uninteressiert daran gezeigt hatten, Kleinsparer aus dem Arbeitermilieu als Kunden zu umwerben. Das Image des unkomplizierten und freundlichen Finanzdienstleisters, der mit dem ebenso unprätentiösen Basketball-Weltstar Dirk Nowitzky und einem schönen VW-Bus-Oldtimer wirbt, funktioniert. Es funktioniert so gut, dass die ING-Diba nicht einmal mehr die höchsten Zinsen für Tagesgeld bieten muss, um Kunden zu halten und neue hinzuzugewinnen. Zurzeit sind es 1,25 Prozent für Neukunden für die ersten vier Monate, dann bis 250.000 Euro 0,8 Prozent, darüber nur noch 0,5 Prozent.
Mit demonstrativer Bescheidenheit
Das Volumen der Spareinlagen ist im vergangenen Jahr trotzdem um sieben Prozent auf 111 Milliarden Euro gestiegen. Das der gewährten Baudarlehen um zwei Prozent auf 63 Milliarden Euro, wobei die ING-Diba seit heute nur mehr 1,8 statt drei Prozent Bereitstellungszins kassiert.
Als neues Angebot auch für Kunden mit kleinem Budget präsentierte Boekhout die Möglichkeit, alle Fonds im Direkthandel ohne Ausgabeaufschlag oder Orderprovision zu kaufen. Die Kunden können dabei via Internet aus rund 5000 Fonds auswählen. Das Angebot gilt für Einmalanlagen ab 500 Euro.
Mit demonstrativer Bescheidenheit will der Vorstandschef auch das Unternehmenskundengeschäft weiter vorantreiben. Man setze sich nicht in teure Restaurants mit den Kunden, sondern berate sie lieber effizient und bestmöglich am Schreibtisch. Im vergangenen Jahr hat die Strategie offensichtlich auch im sogenannten Commercial Banking funktioniert: Die Bank hat 8,7 Milliarden Euro an Kunden ausgegeben, nach 5,4 Milliarden im Jahr davor.
Bei allen Geschäften setzt das Geldhaus auf das Internet, auf Smartphones, Tablets und sonstige Computer. „Wir wollen die führende Digitalbank in Deutschland werden“, sagte Boekhout. Um das zu schaffen, baue man notfalls auch die halbe Bank um, fügte er hinzu.