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Carsten Knop

Gefährlicher Bahnübergang : Eine tödliche Schande

  • -Aktualisiert am

Blumen am Unfallort: Seit Jahren sind die Probleme am Bahnübergang bekannt. Nun kam es einem tödlichen Zwischenfall. Bild: dpa

Im Frankfurter Stadtteil Nied gibt es einen Bahnübergang, der seit Jahrzehnten verschwinden soll. Nichts tut sich. Jetzt hat es einen furchtbaren Unfall gegeben.

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          Natürlich Frankfurt-Nied. Natürlich dieser Bahnübergang. Es gibt Dinge, die kann man, wenn auch nicht vorhersehen, so doch ahnen: In den Stunden, die ältere Bewohner der Gegend in ihrem Leben schon vor den Schranken dieses Bahnübergangs verbracht haben, aber auch als Fußgänger oder Radfahrer beim Überqueren der Gleise. Der von allen Beteiligten einschließlich der Bahn vielgenutzte Übergang ist zum einen eine Quelle ständiger Pendler-Frustration, zum anderen machte er noch nie einen vertrauenserweckenden Eindruck. Am Donnerstagabend waren die Schranken offen, ein Zug kam, eine Jugendliche hat diese Konstellation mit ihrem Leben bezahlt.

          Dabei wird den Niedern schon seit Jahrzehnten versprochen, dass der Übergang verschwinden soll. Vor jeder Kommunalwahl ist die Situation ein Thema. Passiert ist nichts. Und das ist einer der Gründe dafür, warum viele Nieder das Gefühl haben, sie würden im demokratischen Prozess der Stadt nicht ernst genug genommen. Beispiele dafür lassen sich tatsächlich immer wieder finden: Viele Frankfurter werden sich noch an die Diskussionen über das unselige Gymnasium Nied erinnern, das hier zwar nie gebaut wurde, dafür aber über Jahre hinweg den Stadtteil in ein schlechtes Licht gerückt hat. Und obendrein ist der Punkt, dass gerade hier eine solche Schule dringend notwendig wäre, vollkommen in den Hintergrund getreten.

          So ist es Nied auch in der Diskussion über den Ersatz des Bahnübergangs durch eine Unterführung ergangen. Die Bahn schiebt den Schwarzen Peter der Stadt zu, umgekehrt beherrscht man das Spiel aber auch. Der Ortsbeirat jedenfalls hat über Jahre hinweg kein Gehör gefunden. Dabei geht es hier wirklich nicht um eine Kleinigkeit, um einen nichtigen Bahnübergang, für den sich sonst niemand interessieren müsste. An diesem Übergang kreuzt die Oeserstraße die Bahngleise, auf denen Güterzüge und die Regionalzüge zwischen Frankfurt und Königstein fahren. Alle paar Minuten, bevor wieder ein Zug durchfährt, schließen sich die Schranken. Manchmal dauert es zwölf Minuten, bis sie sich wieder heben, da oft mehrere Züge recht eng getaktet hintereinander kommen.

          Es sind zwölf Minuten, in denen sich auf der Oeserstraße die Autos stauen, bis weit in die Siedlung hinein. Und wenn sich die Kolonne in Bewegung setzt, fühlt es sich für Fußgänger und Radfahrer schon in normalen Situationen nicht wirklich gut an – Abbieger zum Parkplatz vor der großen Sporthalle der SG Nied eingeschlossen. Im vergangenen Jahr war irgendwann einmal von einem Baubeginn im Jahr 2021 die Rede gewesen. Jetzt aber los.

          Carsten Knop
          Herausgeber.

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