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Nach Mai-Kundgebung : DGB will Digitalisierung mitbestimmen

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Tradition: Zur Kundgebung des DGB füllte sich auch an diesem 1. Mai wieder der Frankfurter Römerberg. Bild: Michael Kretzer

Mehrere tausend Besucher kommen zur Mai-Kundgebung des DGB vor dem Frankfurter Römer. Die Digitalisierung der Arbeit solle nicht missbraucht werden, heißt eine der Losungen.

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          Es ist voll auf dem Römerberg. Trommeln und Trillerpfeifen sind zu hören; der Rauch der Bratwurststände zieht über die Leute hinweg. Am Eingang des Römers hängt die Fahne des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Nach dessen Angaben haben sich am Vormittag rund 8000 Frauen und Männer dort versammelt.

          Ein Mann lässt mehrmals die Sirene seines Megafons ertönen als Harald Fiedler, der Geschäftsführer des DGB Frankfurt, die Bühne betritt. „Was wir erreicht haben, kann sich sehen lassen“, sagt Fiedler. So sei der gesetzliche Mindestlohn nach jahrelangen Kämpfen durchgesetzt worden. Doch Fiedler sieht noch viel mehr Arbeit auf die Gewerkschaften zukommen: „Die Arbeit der Zukunft gestalten wir“, lautet der Leitsatz der diesjährigen Mai-Kundgebungen. Damit gemeint ist, dass die Gewerkschafter die Art und Weise der unausweichlichen die Digitalisierung der Arbeitsplätze mitbestimmen wollen. Die neue Herausforderung sei die nächste industrielle Revolution 4.0, sagt Fiedler.

          Zustimmendes Sirenengeheul und Zwischenrufe

          Christiane Benner, Mitglied des IG-Metall-Bundesvorstands, greift das Thema in ihrer Rede noch einmal auf: „Der Mensch muss der Maschine sagen, was sie tun soll - nicht umgekehrt“, sagt sie. Die Digitalisierung dürfe nicht missbraucht werden, um Mitarbeiter auszubeuten.

          Die „Montagsmauler“, wie sie die Anhänger der europakritischen Pegida-Bewegung bezeichnet, kämen nicht an der Idee von Solidarität der Gewerkschaften vorbei. „Neonazis gehören in das Museum für schlechte Geschichte“, fügt sie hinzu.„Das sind doch alles nur allgemeine Floskeln“, ruft ein Teilnehmer zurück.

          Zustimmendes Sirenengeheul erntet schließlich Fiedler für seine Forderung nach bezahlbarem Wohnraum. Viele weniger begüterte Menschen würden aus der Stadt verdrängt, sagt er und fordert den Magistrat auf, einen neuen Stadtteil im Frankfurter Norden zu errichten.

          Gruppe auf dem Weg zum Polizeipräsidium

          Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), der nach Fiedler das Wort hat, geht darauf ein: Er schlägt vor, Agrarfläche für Wohnraum zu nutzen. Am Ende der Kundgebung verstummen Trommeln und Trillerpfeifen. Eine junge, in Schwarz gekleidete Frau ruft zur spontanen Demonstration auf. Sie wolle sich mit einem von der Polizei festgenommenen Demonstranten solidarisch zeigen.

          Der Mann steht nach Aussagen der Polizei in Verdacht, sich an den Krawallen im Zusammenhang mit der Blockupy-Demonstration am Tag der Eröffnung der Europäischen Zentralbank in Frankfurt beteiligt zu haben. Bald ist klar, dass er wieder freigelassen wird. Trotzdem machen sich Sympathisanten aus verschiedenen Gruppierungen auf den Weg zum Polizeipräsidium. Es sind dabei auch Fahnen der IG Metall und von Verdi zu sehen. Es dauert etwa eine halbe Stunde, bis der Festgenommene das Gebäude verlässt. Seine Unterstützer begrüßen ihn lautstark.

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