Fitness während der Pandemie : Mit dem Springseil gegen die Corona-Kilos
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Fitnessgeräte müssen nicht kompliziert oder teuer sein: Mira Waterkotte zeigt, wie man mit dem Springseil die Ausdauer verbessern kann. Bild: Mira Waterkotte
Seilspringen kennen viele nur als Kinderspiel vom Schulhof. Als Sport betrieben, verbessert es ganz ohne teure und komplizierte Geräte Ausdauer und Haltung. Eine Fitnesstrainerin zeigt, wie das geht.
Nach den Lockerungen der Corona-Verordnungen sind Fitnessstudios und Trainingsplätze wieder gut besucht. Doch nicht jeder will die in Homeoffice-Zeiten angefutterten Kilos mit komplizierten Geräten oder im Beisein von Zuschauern loswerden. Da bietet sich der Griff zum Springseil an.
„Das Springen mit dem Seil oder auch Rope Skipping ist ideal, um den ganzen Körper fit zu halten. Zehn Minuten reichen bereits aus, um rund 150 Kalorien zu verbrennen“, sagt Fitnesstrainerin Mira Waterkotte. Bei richtiger Anwendung werden außer der Ausdauer auch die aufrechte Körperhaltung, Koordination und das Gleichgewicht trainiert sowie die Beinmuskulatur gestärkt.
Seilspringen ist also ein Ganzkörpertraining. Dabei profitiert laut Waterkotte die sportliche Betätigung von einem ganz natürlichen menschlichen Verhalten: „Wenn man eine Aktivität durchführt, an der man Spaß hat, dann springt man ja ohnehin auf. Das setzt bei uns oft Endorphine frei. Man ist sofort besser gelaunt. Das kennt man auch von Festivals oder wenn beim Fußball ein Tor fällt.“
Der Ursprung des Rope Skipping ist unklar. Man geht jedoch davon aus, dass das moderne Seilspringen im 17. Jahrhundert von niederländischen Siedlern nach Amerika gebracht wurde, wo es sich über die Jahrhunderte hinweg immer größerer Beliebtheit erfreute. In Deutschland fand der Fitmacher in den achtziger Jahren dank des Choreographen Rainer Pawelke viel Beachtung. Längst gilt das sportliche Hüpfen nicht mehr als Kinderbeschäftigung auf dem Pausenhof. Berühmte Boxer wie Mike Tyson oder Muhammad Ali trainierten gezielt mit dem Seil nicht nur ihre Kondition, sondern auch die Bewegungsabläufe im Ring.
Mehr als nur Springen
Rope Skipping hat sich mittlerweile auch als eigenständiger Sport international etabliert, mit ausgeklügelten Choreographien und akrobatischen Figuren. Diese werden ähnlich wie beim Turnen in Wettkämpfen bewertet und fordern von den Teilnehmern viel Kreativität, Koordination und vor allem Ausdauer. Bei der sogenannten Speed-Disziplin geht es hingegen um Schnelligkeit. Innerhalb von 30 Sekunden gilt es, so viele Sprünge im Laufschritt wie möglich zu absolvieren. Der Weltrekord liegt bei 222 Sprüngen. Allein in Hessen traten bei den Landesmeisterschaften im Februar 31 Mannschaften aus 14 Vereinen gegeneinander an.
Auch Mira Waterkotte kann auf eine erfolgreiche sportliche Karriere zurückblicken. Seit ihrem zwölften Lebensjahr steht die Sprungseilexpertin auf der Bühne. Sechs Jahre in Folge gewann die Frankfurterin die deutschen Meisterschaften und vertrat das Land bei mehreren Europa- und Weltmeisterschaften. Inzwischen demonstriert Waterkotte als Artistin und lizenzierte Trainerin auf Shows, Seminaren und in Online-Kursen, welche Möglichkeiten das minimalistische Sportgerät auch Anfängern bietet. „Mich freut es, dass man bei dem Sport mit neuen Tricks auch nach langer Zeit immer noch kreativ bleiben kann.“ Auf Instagram und Youtube folgen mehrere tausend treue Fans regelmäßig Waterkottes Anleitungen – seien es neue Hüpfkombinationen oder aber minimalistisches Ausdauertraining in Zeiten der sozialen Isolation.
Zu Waterkottes Kundschaft gehören professionelle Athleten ebenso wie besserungswillige Sportmuffel aus Deutschland und der ganzen Welt „Es ist eine gemischte Gruppe. Bei meinen Online-Kursen habe ich Familienväter, Rentner oder auch Studenten. Sie kommen aus Russland, Amerika oder Brasilien.“ Die Teilnehmer schätzen dabei den leichten Zugang zum Sport. Nach kurzer Zeit beherrschen viele schon einfache Sprungkombinationen – wie beispielsweise den Hampelmann, bei dem die Beine bei jedem Sprung seitlich auf- und zugeschlagen werden. Ausdauer und Koordination verbessern sich rasch, und das ohne zusätzliche Gewichte oder teure Heimtrainer. Alles, was es braucht, ist ein fester Untergrund und ein Seil. Letzteres gibt es in jedem Sportgeschäft.
Waterkotte rät Anfängern, von teuren Produkten aus Spezialstoffen oder mit digitalen Anzeigen die Finger zu lassen. Die Seile selbst sind erschwinglich. Schon für wenige Euro gibt es solide Springseile aus Plastik oder Hanf. Ein Nachteil vieler dieser Produkte ist jedoch laut Waterkotte, dass sie billig in Asien hergestellt werden. Ihr Wunsch ist es deswegen, eines Tages selbst ein Springseil zu produzieren, das zwar etwas teurer wäre, dafür aber fair hergestellt würde. Damit man ohne schlechtes Gewissen trainieren könne.