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Frankfurter OB Feldmann : Neuer Sprecher, alte Freundschaft?

Hat einen neuen Sprecher: Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann Bild: Lando Hass

Der neue Sprecher von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann ist seinem Chef schon lange wohlgesonnen. Im Römer sorgt die neue Personalie für Irritation und Kritik.

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          Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) hat einen neuen Sprecher: Es ist Olaf Schiel, 46 Jahre alt. Bevor er ins OB-Büro wechselte, war er sieben Jahre lang Redakteur bei der „Bild“-Zeitung in Frankfurt, insgesamt hat er nach eigenen Angaben 16 Jahre für die „Bild“ gearbeitet.

          Martin Ochmann
          Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung.

          Die Stelle als Sprecher wird keine leichte Aufgabe für Schiel. Denn Feldmann steht nach wie vor in der Awo-Affäre unter Beschuss. Und die Stimmen derjenigen, die ihm nicht glauben, dass er von den Vorgängen rund um den Arbeitsvertrag für seine heutige Ehefrau Zübeyde nichts wusste, werden wieder lauter. Von vielen Seiten wird der Oberbürgermeister aufgefordert, für Aufklärung zu sorgen.

          Auch Schiel hat über den Awo-Skandal berichtet. Und genau das macht die Personalie interessant. Denn die Art und Weise, wie die „Bild“-Zeitung damals über den Skandal schrieb, sorgte bei einigen Medienvertretern und im Römer für Kopfschütteln und warf Fragen auf. Nachdem sich die Zeitung bei der Berichterstattung über die Affäre zunächst in einer für sie ungewohnten Zurückhaltung geübt hatte, nahm die Berichterstattung Ende 2019 Fahrt auf. Allerdings ging es weniger um die Arbeiterwohlfahrt oder die Rolle Feldmanns. Ziel der Attacken war vor allem Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU), von Schiel durchgängig ironisch als „Chef-Aufklärerin“ tituliert.

          Vor allem Birkenfeld wird massiv angegriffen

          Zunächst berichtete Schiel, auf dem Höhepunkt des Awo-Skandals, von einem „Zweitjob, der Fragen aufwirft“: Es ging um das St. Katharinen- und Weißfrauenstift, dem Birkenfeld nicht nur als „Seniorin“ vorstehe, sondern den sie auch als Chefin des ihr unterstellten Rechtsamts überwache. Der Artikel insinuierte Interessenkonflikte und kulminierte in dem Satz, dass man im OB-Büro vor dem Hintergrund der Awo-Affäre „um den guten Ruf der Stiftung“ fürchte.

          Auch in der Serie „Bild öffnet Skandal-Akte“, die im Februar 2020 folgte und in der Schiel ankündigt, die „Falschspieler“ zu benennen, ist es vor allem Birkenfeld, die massiv angegriffen wird. Tenor der Berichte: Sie habe selbst nicht aufgepasst und aus wahltaktischen Gründen ein Stillschweigeabkommen mit der Awo geschlossen – an dem Skandal trage sie aber Mitverantwortung. Vorgänge in der Awo werden hingegen relativiert, die Rede ist von dünner Faktenlage, Vermutungen und fehlenden Beweisen.

          „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“

          Der Umgang mit dem Oberbürgermeister ist hingegen auffallend handzahm. In einem „Faktencheck“ von November 2019 ist der härteste Vorwurf, dass Feldmann zu lange geschwiegen habe. Die im Raum stehenden Vorwürfe werden vorab durchweg kleingeredet. In einem Interview, das Schiel mit Feldmann über die Vorgänge in der Awo führte, darf dieser sich unwidersprochen als moderner Ehemann inszenieren und darüber scherzen, dass er nicht die Gehaltszettel seiner Frau kontrolliere.

          Schiel scheint Feldmann schon lange ins Herz geschlossen zu haben. Zwei Jahre vor seinem Gespräch mit dem Oberbürgermeister über die Awo zeigt er unter der Überschrift „Wer ist dieser Hottie?“ ein altes Bild von Feldmann als jungem Frauenschwarm mit „Zahnpasta-Lächeln“. Schiel selbst streitet ab, eine Kampagne gefahren zu haben. Auf Anfrage der F.A.Z. teilt er mit, dass er die Vorwürfe nicht nachvollziehen könne. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, sagt Schiel.

          Im Römer sehen das nicht wenige anders. Das Bonmot „Jetzt scheint er offiziell beim OB zu arbeiten“ geht um. Stadtrat Jan Schneider (CDU) ist einer von denen, die in der Angelegenheit offen aussprechen, was andere nur hinter vorgehaltener Hand sagen: „Wenn ein langjähriger politischer Weggefährte und Freund ohne ein Auswahlverfahren zum Amtsleiter gemacht werden soll, dann wundert es mich auch nicht, wenn ein Journalist, der im auffälligen Gegensatz zu anderen Medien dem Oberbürgermeister die Stange hält, im Büro des OB einen Job bekommt.“ Schneider bezieht sich damit auf Tarkan Akman, der, bevor er Leiter des neu gebildeten Amts für Kommunikation und Stadtmarketing wurde, Mitarbeiter im Büro des Oberbürgermeisters war.

          Insbesondere in der CDU scheint die Personalie zu irritieren. Zum einen, weil Feldmann, der wie alle Dezernenten über die Auswahl seiner engsten Mitarbeiter allein entscheiden darf, sich mit Schiel einen weiteren Journalisten ins Boot geholt habe. In seinem Büro arbeiten bereits zwei ausgebildete Redakteure. Diese Fokussierung auf Kommunikation, so ist zu hören, sei das eine, das irritiere, schließlich gebe es noch viele andere Themen. Eine „gewisse Zurückhaltung“ in der zurückliegenden Awo-Berichterstattung sei jedoch ein Punkt, der noch mehr störe.

          Zurückhaltung übt auch Bürgermeister Uwe Becker (CDU): „Dass die Personalie mehr als nur Verwunderung auslöst, ist noch die mildeste Form der Betrachtung.“

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