FDP-Landtagskandidat Ruths : „Meine einzige Chance ist das Direktmandat“
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Jochen Ruths führt mit seiner Familie Modegeschäfte in der Wetterau und ist Lobbyist. Im Interview spricht er über seine Landtagskandidatur, Waschbären und Instagram.
Herr Ruths, Sie führen mit Ihrer Familie Modegeschäfte in Friedberg und Bad Nauheim, leiten den Handelsverband Hessen, sitzen im Wetterauer Kreistag und nehmen weitere Ehrenämter wahr. Nun wollen Sie noch für die FDP in den Landtag. Ist Ihnen langweilig?
Diese Idee ist in einer Runde entstanden, in der mehr oder weniger junge Männer sich über dies und das unterhalten und auch über gewisse Sachverhalte aufregen. Ich habe schon vor der vorletzten Kommunalwahl gesagt: Wir können nicht immer nur meckern – wir müssen es auch selbst in die Hand nehmen. So bin ich in die Bad Nauheimer Stadtverordnetenversammlung und auch in den Kreistag gekommen. Mit Blick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss auch ein Mandat im Landtag möglich sein.
Und das ist es trotz Ihrer vielfältigen Verpflichtungen?
Nach Gesprächen in der Familie, im Unternehmen und mit unserem Landtags-Vizepräsidenten Jörg-Uwe Hahn auch zur Frage, wie viel Zeit denn im Landtag mindestens notwendig sein wird, bin ich nun Direktkandidat im Wahlkreis 27, also der nördlichen Wetterau.
Was treibt Sie denn zusätzlich an?
Aus meiner Sicht sind viele Entscheidungsträger ein bisschen fern vom Alltagsleben, auch mit Blick auf die Wirtschaft mit ihren Abläufen. Während der Corona-Pandemie hätten wir Händler uns auch andere Regeln vorstellen können. Dann bin ich Jäger und muss mit Blick auf das Jagdrecht, das in großen Teilen Ländersache ist, sagen: Das kann man besser machen, wenn man mit den Leuten spricht, die es anwenden müssen. So darf der Waschbär nicht das ganze Jahr über bejagt werden, obwohl er der Tierwelt und den Menschen an vielen Stellen schadet. Da frage ich mich: Was soll das?
Welche die Themen sind Ihnen am wichtigsten?
Stadtentwicklung ist ein Top-Thema, das zählt zu meiner DNA als Einzelhändler. In vielen Wirtschaftsthemen bin ich tief drin, beispielsweise im Thema Verkehrsinfrastruktur. Zweitens möchte ich die Bildung nennen. Zwei unserer drei Kinder gehen zur Schule, meine Frau ist Oberstudienrätin an einer kooperativen Gesamtschule, da bekomme ich so einiges gespiegelt, was besser laufen könnte. Viele Lehrkräfte wünschen sich, wieder mehr den Unterricht im Fokus haben zu können. Das über allem stehende Thema ist aber die Region.
Sie sind recht neu in der Politik. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
Letztlich ist eines klar: Ich stehe auf Platz 50 der Landesliste einer Partei, die sicher in Hessen keine 50 Mandate erreichen wird. Da bleibt nur eine Chance, und das ist das Direktmandat. Um es zu erreichen, muss ich die Wählerinnen und Wähler überzeugen. Meine Aufgabe ist es derzeit, zu den Menschen zu gehen und sie zu fragen, was ihnen wichtig ist. Schon in der Bibel steht: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Das mache ich.
Nun sind Sie oberster Lobbyist des Handels in Hessen. Wollen Sie diesen Hebel auch im Landtag ansetzen, sollten Sie gewählt werden?
In diesem Fall werde ich mein Wissen sicher einbringen. Ich halte das auch für legitim. Um ein aktuelles Beispiel zu nennen, das mich und andere Händler bewegt: Viele Kreise und Kommunen bekommen finanzielle Schwierigkeiten wegen der Unterbringung von Flüchtlingen. Hier könnte das Land im Konzert der Länder stärken auf den Bund einwirken, finanziell und strukturell zu helfen. Sonst erhöhen die Kreise die Kreisumlage zulasten der Kommunen, und die haben dann zum Beispiel weniger Geld für die Stadtentwicklung. Im Handelsverband machen wir uns Gedanken über die Innenstadt der Zukunft und Formate, die funktionieren könnten. Das könnte das Land begleiten.
Viele Wahlkämpfer werben nicht zuletzt online für sich. Sie haben aber keine Wahl-Seite im Netz.
Ich bin aber auf Instagram vertreten. Und dort poste ich in diesen Tagen und Wochen auch vieles zu meinem Wahlkampf.
Die Fragen stellte Thorsten Winter.
Zur Person
Jochen Ruths ist geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Bekleidungshaus Peter Ruths in Friedberg und Bad Nauheim. Der Siebenundvierzigjährige ist verheiratet und hat drei Kinder. Er ist Präsident des Handelsverbands Hessen und Vizepräsident des Handelsverbands Deutschland. Außerdem ist er als FDP-Mitglied Stadtverordneter in Bad Nauheim und Kreistagsabgeordneter in der Wetterau.