F.A.Z.-Leser helfen : 622.556,54 Euro Spenden für German Doctors und Kinderhospizdienst
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Großer Andrang: In der Ambulanz Baraka warten Patientinnen auf ihre Behandlung durch die German Doctors. Etwa 300 Bewohner des Slums Mathare in Kenias Hauptstadt Nairobi erhalten dort am Tag medizinische Hilfe. Bild: Frank Röth
Für eine Ambulanz im Slum Korogocho in Kenias Hauptstadt Nairobi und den Kinderhospizdienst Löwenzahn in Frankfurt haben die Leserinnen und Leser der F.A.Z. großzügig gespendet.
Ein unglaubliches Geschenk, die beste Nachricht seit Langem – die Freude über das Ergebnis der Spendenaktion „F.A.Z.-Leser helfen“ ist riesig, bei den German Doctors und dem ambulanten Kinderhospizdienst Löwenzahn gleichermaßen. 622.556,54 Euro sind zusammengekommen. Knapp 309.000 Euro gehen an Löwenzahn in Frankfurt, der damit sein Angebot erweitert, und mehr als 313.000 Euro nach Nairobi, wo die German Doctors im Slum Korogocho eine ambulante Klinik aufbauen.
Kerstin Lüttke, Koordinatorin für Löwenzahn, freut sich nicht nur über die große Summe. Durch die Vorstellung der konkreten Arbeit des Dienstes in Reportagen, Berichten und Interviews in der Rhein-Main-Zeitung seien viele Menschen erst darauf aufmerksam geworden, wie viele Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern es in Frankfurt gibt: rund 400, schätzt Geschäftsführer Thorsten Haase. Viele der Familien sind allein mit ihrem Schicksal, weil es keine ausreichenden Kapazitäten gibt; ein stationäres Kinderhospiz gibt es in Frankfurt auch nicht. „Wir haben in unserem vor zwei Wochen gestarteten Ausbildungskurs für Ehrenamtliche mit 18 Teilnehmern so viele wie noch nie und sogar noch eine Warteliste für den Herbstkurs“, sagt Lüttke. 16 Begleiter waren in den beiden Kursen zuvor ausgebildet worden.
Der Kinderhospizdienst ist vor gut einem Jahr in Frankfurt gegründet worden. „Es sind jetzt schon deutlich mehr als die 18 ukrainischen Familien im Hotel in Kelsterbach, mit denen wir gestartet sind“, bilanziert Haase. Durch die große Spende werde zum 1. Mai eine weitere hauptamtliche Kraft eingestellt, um die Arbeit in Frankfurt zu bewältigen.
Wochenendangebote für Geschwisterkinder
In Regensburg hat der Trägerverein Forum Dunkelbunt aus Dortmund zum gleichen Zeitpunkt einen Kinderhospizdienst eröffnet. „Im Vergleich dazu sind wir hier in Frankfurt durch den Rückenwind der Spendenaktion bereits eineinhalb Jahre weiter in unserer Arbeit“, sagt Haase. Auch viele Kinderärzte und Physiotherapeuten in Frankfurt seien nun sensibilisiert und leiteten betroffene Familien direkt an den Kinderhospizdienst weiter. „Gut, dass es diese Zeitung gibt und diese Leser“, sagt Haase voll Dankbarkeit. „Das gibt uns ein wenig den Glauben an die Menschheit zurück.“
In einer der neu dazugekommenen Familien seien gleich vier Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren von einer lebensverkürzenden Erkrankung betroffen, die Mutter sei am Ende ihrer Kraft. Nun organisiert der Dienst zwei Helferinnen, die im Alltag, bei Arztbesuchen und Anträgen entlasten. Spezielle Pflegebetten sollen für mehr Ruhe für alle in der Nacht sorgen.
Durch die Spenden wird das Angebot erweitert: Der Kinderhospizdienst plant, an Wochenenden Gruppen für gesunde Geschwisterkinder anzubieten, die gemeinsam mit Ehrenamtlichen schöne Dinge unternehmen werden. „Das entlastet die Familien, die sich dann auch einmal nur mit dem kranken Kind beschäftigen können, und zeigt den Geschwistern gleichzeitig, dass sie mit den Sorgen in ihren Familien nicht allein sind“, sagt Lüttke.
Hilfe im Slum
Thorsten Haase hat den Kinder- und Jugendhospizdienst 2018 in Dortmund gegründet und versucht damit auch eine Veränderung klassischer Kinderhospizarbeit, weg von Formen der Selbsthilfe, hin zu einer aktiven Hilfsorganisation, die auf die betroffenen Familien zugeht. Lebensverkürzend erkrankt bedeutet für Kinder, dass sie meist vor ihrem 27. Geburtstag sterben werden, weil sie durch schwere genetische Erkrankungen, einen Unfall oder eine mangelhafte Sauerstoffversorgung unter der Geburt starke Behinderungen haben. „Die Zahl dieser Kinder wird durch den weiteren Fortschritt der Medizin tatsächlich steigen, so bitter das klingt“, sagt Lüttke. Kinder, die an ihren Erkrankungen früher gestorben seien, überlebten heute oft, manchmal aber eben auch mit einer sehr schweren Behinderung.