F.A.Z.-Leser helfen : Wie ein Slumbewohner in Nairobi Jugendlichen hilft
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Erst in die Schule und dann auf den Platz
Hamilton Ayiera hilft, weil er will, dass es seinem Viertel besser geht. „Ich habe gelitten. Viel“, sagt er. Der jungen Generation soll es anders gehen. Sie soll ihr Potential verwirklichen. 3000 Kinder aus dem Slum kommen derzeit zu den Projekten. Sie tanzen, besuchen Kurse zu Gesundheitsthemen, Konfliktbewältigung, erfolgreichem Wirtschaften, Computern und Kunst. Und sie kicken. „Fußball ist für viele das Einzige, was ihnen ein bisschen Freude im Alltag gibt“, sagt Hamilton Ayiera. Im Slum gibt es kein Spielzeug.
Weil es das ist, worauf die Kinder am meisten Lust haben, knüpft Ayiera die Fußballspiele an Bedingungen: Nur wer auch Kurse besucht, kann mitspielen. Nur wer zur Schule geht, darf auf den Platz. Da sich viele die Schulgebühren aber nicht leisten können, vergibt er dafür Stipendien. Und die jungen Erwachsenen, die mit seiner Hilfe einen Abschluss gemacht und sogar ein Studium aufgenommen haben, kommen als Freiwillige wieder, unterrichten die Kleineren und räumen an Sonntagen im Slum auf.
Bis 2016 hatte Hamilton Ayiera noch selbst mit seiner Frau und den fünf Kindern im Slum gewohnt. „Ich mag die Gemeinschaft, und ich will ihre Probleme teilen“, sagt er. Doch damals wurde ihm klar, dass er nicht mehr sicher in Korogocho war. Aber nicht wegen der Nachbarn.
Der König von Korogocho
Ayiera überlebte einen Attentatsversuch. Er vermutet, dass die lokale politische Größe die Killer auf ihn angesetzt hatte, weil der Mann davon ausging, dass Ayiera bei der nächsten Wahl für den Posten in Korogocho kandidieren wolle. Wäre er angetreten, hätte er ihn bekommen – die Menschen lieben ihn. Das ist zu spüren, wenn er unterwegs ist. Also wollte man ihn ausschalten, glaubt Ayiera. „Darum mag ich die Politik nicht.“
Er entkam dem Anschlag, zog weg, tauchte ein paar Wochen unter. Seine Initiative schloss die Tore. Und die Bewohner von Korogocho gingen auf die Barrikaden. Drei Wochen protestierten sie, wollten das Jugendzentrum und Ayiera zurück. Dann stellte die Polizei ihm für ein halbes Jahr einen Schutz zur Seite, und er machte wieder auf. Für das Amt hat er nie kandidiert. Er ist aber auch so schon der König von Korogocho. Was er sagt, wird getan. Alle wissen, wie wichtig seine Arbeit ist, und keiner will ihn verprellen.
Ayiera hat viele Pläne. Den Sportplatz würde er gern mit Gummi auslegen, damit die Kinder sich beim Kicken nicht verletzen. Solar soll aufs Dach, damit es wieder Strom gibt – im vergangenen Jahr hat der Stromversorger die Transformatoren in Korogocho abgebaut, weil Bewohner Strom klauten und die Rechnungen niemals bezahlt wurden. Und das Grundstück hinter dem Sportplatz würde er gern haben, um noch mehr Kurse anbieten zu können. „Man muss den Jugendlichen eine sinnvolle Beschäftigung geben“, sagt er. Nur so fänden sie ihren Weg raus aus dem Slum und weg von der Müllkippe.
Suche nach neuen Spendern schwierig
Erfolgsgeschichten kann er genug vorweisen: Dutzende Jugendliche, die ihn ständig umschwärmen, haben durch seine Hilfe studiert oder eine Ausbildung gemacht. Jail wird gerade Klempner, er kann seinen Lebensunterhalt schon selbst verdienen. Tabita studiert Mathematik, sie will Dozentin an der Uni werden. Deborah hat gerade den Führerschein finanziert bekommen, sofort zieht sie ihn aus der Tasche und präsentiert ihn. Sie wird nun Fahrerin.
Das Problem ist nur: Die großen Unterstützer werden Ayiera bald wegbrechen. Die Förderperioden sind meist auf ein paar Jahre festgelegt, und die laufen bald aus. Er ist auf der Suche nach neuen Spendern, noch sei aber keiner in Sicht. Vielleicht kann er mit den German Doctors einen Deal aushandeln, wenn sie dauerhaft nach Korogocho kommen. Wenn sie ein Stockwerk in seinem Haus mieten, könnte er seine Arbeit zumindest fortsetzen – auch wenn die Solaranlage dann vielleicht noch warten muss. Weitermachen wird er auf jeden Fall. „Ich konnte nie studieren, ich bin hier hineingeboren – aber ich bin überzeugt, dass das einen Grund hat.“ Hamilton Ayiera hat eine Bestimmung.
Lesung für Kinder / Spenden für das Projekt „F.A.Z.-Leser helfen“
Zugunsten der Spendenaktion der F.A.Z. liest die Kinderbuchautorin Sabine Ludwig am Sonntag aus ihrem Buch „Ausgerechnet Adelheid! Alles für die Katz?“ – eine humorvolle Geschichte über wahre Freundschaft, Stinkbomben und kleine Alltagsabenteuer. Karten sind für fünf Euro je Person unter der Online-Adresse www.veranstaltungen.faz.net und direkt am Veranstaltungsort erhältlich. Alle Einnahmen kommen vollständig der Aktion „F.A.Z.-Leser helfen“ zugute. Beginn ist um 15 Uhr im Funkhaus von Hit Radio FFH in Bad Vilbel. Parkplätze sind vorhanden. Die Autorin wird im Anschluss an die Adventslesung für Autogramme zur Verfügung stehen, auch ein Büchertisch ist aufgebaut. Fragen rund um die Lesung beantwortet Christine Mayer-Simon unter der Telefonnummer 0 69/75 911 251.
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und die Frankfurter Allgemeine/Rhein-Main-Zeitung bitten um Spenden für den ambulanten Kinderhospizdienst Löwenzahn in Frankfurt, der Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern berät und betreut, sowie für die German Doctors, die ehrenamtliche Ärzte in Länder entsenden, in denen es an grundlegender Gesundheitsversorgung mangelt. In Nairobi wollen sie in dem Slum Korogocho eine medizinische Ambulanz aufbauen.
Spenden für das Projekt „F.A.Z.- Leser helfen“ bitte auf die Konten:
■Bei der Frankfurter Volksbank IBAN: DE94 5019 0000 0000 1157 11
■Bei der Frankfurter Sparkasse IBAN: DE43 5005 0201 0000 9780 00
Spenden können steuerlich abgesetzt werden. Weitere Informationen zur Spendenaktion im Internet unter der Adresse www.faz-leser-helfen.de.