Eintracht Frankfurt : „Wir brauchen jetzt eine Entscheidung“
- -Aktualisiert am
Fester Standpunkt: Axel Hellmann will die Eintracht weiterentwickeln. Dazu sucht er mehr Platz für den Verein. Bild: Jan Huebner
Eintracht-Vorstand Axel Hellmann über den dringenden Wunsch, auf dem Stadiongelände zu expandieren, die Zusammenarbeit mit Real Madrid und was ihn an RB Leipzig stört.
Hat die Eintracht Angst vor dem Rückrundenauftakt gegen RB Leipzig? Es gibt Hinweise, dass Ultras Protestaktionen gegen den Klub des Brauseherstellers planen. Was wollen Sie, was kann die Eintracht dagegen tun?
Zunächst rechnen wir damit, dass sehr viele Frankfurter in Leipzig sein werden. Nicht nur unser Kontingent von fast 5000 Karten ist ausgeschöpft, auch auf dem freien Markt haben sich viele Fans von uns eingedeckt. Es ist aber eine andere Situation als bei den üblichen Risikospielen, da hier keine rivalisierenden Fangruppen aufeinandertreffen. Es macht keinen Sinn, schon im Vorfeld Szenarien herbeizureden, die Leute erst motivieren, Grenzen zu überschreiten. In den letzten Monaten nach dem Magdeburg-Vorfall hat sich viel Gutes entwickelt, und die Fanszene hat auch wieder zu einer Einheit gefunden.
Jetzt muss man nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen. Aber auch vehemente Schmäh-Aktionen gegen Red Bull würden auf die Eintracht zurückfallen und dem Ruf allgemein aber auch unter Marketing-Gesichtspunkten schaden. Präsident Fischer wird eine gewisse Nähe zu den Ultras nachgesagt, auch Sie haben die Kommunikation aufrechterhalten. Können Sie mäßigenden Einfluss ausüben?
Eintracht Frankfurt spricht mit allen Teilen der Fanszene, und unsere Gespräche sind ganz sicher nicht von Beliebigkeit geprägt. Ich kann hier nicht für Peter Fischer sprechen, aber ich weiß, dass er nicht einer Gruppe, sondern der gesamten Fanszene nahesteht. Und deshalb weiß ich auch, dass er genau wie ich es sich wünscht, dass wir das Spiel sportlich entscheiden. Das ist auch mein Appell: Lasst uns die Mannschaft lautstark unterstützen und das Spiel für uns entscheiden. Geschmacklose Schmähungen oder Pyrotechnik werden uns da keinen Vorteil bringen. Auf der anderen Seite sollten wir auch nicht bei jedem möglichen Protestplakat gegen RB den Untergang des Abendlandes ausrufen.
Sie schwenken keine Protestfähnchen, aber Sie gehören auch zu den Kritikern, oder?
Meine Kritik richtet sich im deutschen Fußball grundsätzlich gegen jene Modelle, in denen Konzerne aus Absatzinteresse Klubs am Reißbrett erschaffen, mit den Kapitalmitteln des Konzerns dann den sportlichen Wettbewerb verzerren und die Jugendlichen aus den Nachwuchsleistungszentren wegkaufen. Diese Modelle stellen die Prinzipien unseres Fußballs auf den Kopf. Bisher waren Sponsoringmaßnahmen dazu da, gemeinsam mit dem Partner, auf Augenhöhe den Fußball zu unterstützen und nicht umgekehrt. Die Abhängigkeiten des Fußballs werden dadurch größer, es entstehen wirtschaftliche Fallhöhen. Und Unternehmenskrisen können zu Krisen des Fußballs werden. Ich bin der Überzeugung, dass wir im deutschen Fußball auch ohne solche Modelle eine der wettbewerbsstärksten und wirtschaftlich gesündesten Ligen der Welt bleiben werden. In diesem Sinne kann ich dem Modell RB Leipzig nicht viel Gutes für den Fußball abgewinnen. Es ist aber anzuerkennen, dass sie einen tollen Ball spielen und die Verantwortlichen eine sehr gute Arbeit machen.
So unterschiedlich die Wege der beiden Vereine verliefen, so unterschiedlich deren finanziellen Bedingungen sind: Die beiden Mannschaften treffen sich am nächsten Samstag zum Bundesligaspitzenspiel Zweiter gegen Vierter. Wie sehr erleichtert der aktuelle sportliche Erfolg Ihre Aufgabe, die Eintracht zu positionieren und zukunftsfähig zu machen?
Markenbilder von Fußballklubs definieren sich über ein langfristiges Profil. Natürlich ist unser überraschender sportlicher Aufschwung gut für uns in der medialen Wahrnehmung und erleichtert auch die Vermarktung. Gerade die Haltung, die wir als Klub gegenüber dem Wettbewerb in der Liga und unseren Gegnern entwickelt haben, wird überall positiv registriert.