Eintracht Frankfurt : Der talentierte Problem-Profi
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Kickt erstmals nicht mehr in der Heimat: Fabián soll das Spiel der Eintracht beleben. Bild: AP
Fußball oder Fiesta? Das fragen sie sich in Mexiko schon lange, wenn von Marco Fabián die Rede ist. Der Regisseur soll der Eintracht helfen, hatte oft aber selbst genug Schwierigkeiten im Leben.
Nun also ist der erste Neue da. Sein Name: Marco Jhonfai Fabián de la Mora. Bruno Hübner, Sportdirektor der Frankfurter Eintracht, schwärmt schon vor dem ersten Ballkontakt des Mexikaners in Deutschland von ihm: „Mit Marco haben wir einen Offensivspieler verpflichtet, der torgefährlich und flexibel einsetzbar ist, sowohl auf dem Flügel als auch in der Zentrale. Darüber hinaus hat er durch seine Turniereinsätze reichlich internationale Erfahrung sammeln können.“ Dem Vernehmen nach muss die Eintracht vier Millionen Dollar an Deportivo Guadalajara überweisen, um ihn zunächst bis zum 30. Juni 2019 zu verpflichten. Eine Klausel im Vertrag verpflichtete seinen alten Klub schließlich, ihn genau für diese Summe freizugeben, falls ein ausländischer Verein Interesse hat. Eintracht-Trainer Armin Veh hofft so auf mehr Kreativität im Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Aber wer ist dieser 26 Jahre alte Marco Fabián?
Ein schillernder Typ in jedem Fall: Manchmal ist es nur eine Geste, die das Leben eines Fußball-Profis für den Rest des Lebens brandmarkt. Stefan Effenbergs berühmter Mittelfinger etwa, der Po-Grabscher des Mainzers Gonzalo Jara im Dress der chilenischen Nationalmannschaft bei der Copa América 2015. Oder ebendie Geste von Marco Fabián in der Apertura 2011, am 13. Spieltag in der mexikanischen Meisterschaft. Der Torschütze war in Feierlaune. Nach einem Treffer im Jalisco-Derby gegen den Lokalrivalen Estudiantes stellte der damals 22 Jahre alte Chivas-Profi die Erschießung eines Teamkollegen nach. Es war eine seltsame Jubelchoreographie, als er seinen Mitspieler Alberto Medina eine fiktive Waffe an den Kopf hielt und abdrückte. Auch sein damaliger Trainer Fernando Quirarte, genannt „der Sheriff“, konnte ihn von dieser folgenschweren Schießeinlage nicht abhalten.
Fabián macht mit Skandalen von sich reden
Nicht die drei Treffer Fabiáns an diesem Tag blieben in Erinnerung, sondern dessen bizarrer Jubel. Die Bilder gingen damals um die Welt, und weil das Internet nicht vergisst, hängt Fabián seine krude Idee bis heute nach. Seitdem nennen ihn die mexikanischen Medien gerne mal den „Sicario“ – den Auftragsmörder. In einem Land, das bis heute unter den Folgen eines ebenso brutalen wie erbarmungslosen Drogenkriegs leidet, war das schon damals kein guter Einfall. Knapp 3000 Euro zahlte Fabián schließlich an einen Verein, der sich um Waisenkinder in Ciudad Juarez, der damals gefährlichsten Stadt der Welt, kümmert. Deren Eltern wurden tatsächlich von Auftragsmördern aus dem Weg geräumt. Fabián erklärte damals, ihm sei nicht bewusst gewesen, was er mit seinem Jubel ausgelöst habe. Mehr als 70.000 Familien, die um die Toten des Drogenkriegs seit 2006 trauern, war zum Heulen zumute.