Eintracht Frankfurt : Der Schadenfall Schaaf
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Der Klassenverbleib ist geschafft: Eintracht-Trainer Thomas Schaaf während des Spiels gegen Hoffenheim. Bild: Wonge Bergmann
Warum wird der Trainer der Eintracht nach einer soliden Saison angezählt? Ist es die Angst vor dem Abstieg gewesen oder gibt es einen anderen Plan?
Warum sollte Thomas Schaaf eigentlich gehen? Was hat er getan, dass er als Trainer der Frankfurter Eintracht nicht länger tragbar wäre? Für die „Frankfurter Rundschau“ wäre es eine Überraschung, wenn der 54 Jahre alte Fußballlehrer auch noch nach der Sommerpause auf der Trainerbank säße. Die „Bild“-Zeitung titelt, dass die Eintracht von Schaaf abrücke. Die Vorwürfe, mit denen Schaaf konfrontiert wird, klingen erst einmal eindrucksvoll: Zwischen dem Trainer und weiten Teilen der Mannschaft sei ein Bruch entstanden. Außerdem habe es keine sportliche Weiterentwicklung gegeben, die Spieler hätten immer die gleichen Fehler, vor allem in Auswärtsspielen, begangen, und so die Teilnahme an der nächsten Europa League verspielt. Schaafs Personalentscheidungen seien zudem oft nicht nachvollziehbar gewesen.
Aber wie fundiert sind diese Vorwürfe? Die angespannte Beziehung zwischen Trainer und Team wird dadurch belegt, dass im Trainingslager in Abu Dhabi die Mannschaft einen freien Nachmittag lieber selbst gestaltet hätte, als ihn gemeinsam in der Ferrari-Erlebniswelt zu verbringen. Außerdem würde es Schaaf nicht mögen, wenn die Spieler nach Trainingsende noch ein bisschen für sich weiter übten. Das bringe nichts. Was wiederum die Spieler nicht gerne hörten! Auch, dass Schaaf immer wieder die Trainingsübungen unterbreche und manchmal langatmige Verbesserungswünsche anbringe, nerve einige Profis. Das ist tatsächlich manchmal an der Körpersprache zu erkennen.
Mehrere Profis beschwerten sich
Aber wer ist eigentlich in dieser Situation zu kritisieren? Der Trainer, der Fehler anspricht oder die Spieler, die sich mit der Kritik nicht auseinandersetzen? Zumal Schaaf im Training seinen Spielern keineswegs verletzend gegenüber auftritt, sondern empathisch.
Sicher hat Schaaf einige Spieler gegen sich aufgebracht, weil er sie nicht oder nur selten einsetzte oder sie zurück setzte: Johannes Flum, Lucas Piazon, Alexander Madlung, Martin Lanig und Vaclav Kadlec können und konnten nicht mit dem Trainer zufrieden gewesen sein. Aber solche Fälle gibt es in jeder Mannschaft, sie sind wohl unvermeidbar, weil heutzutage die Kader so groß sind, dass nicht alle spielen können.
Mehrere Profis beschwerten sich über mangelnde Kommunikation. Allerdings nicht öffentlich, sondern gegenüber Dritten, dazu gehörten auch Journalisten. Damit mögen die Spieler recht haben oder nicht. Dass sie das aber nicht öffentlich anprangerten, gehört zum üblichen Abreagieren eines Arbeitnehmers, wie es in allen Betrieben dieses Landes vorkommt.
Schaaf hat alle Saisonziele erreicht
Die Kritik an der mangelnden sportlichen Entwicklung liegt vor allem darin begründet, dass die Mannschaft in der Hinrunde alle Erwartungen übertraf – das Ausgangsniveau also sehr hoch war für weitere Verbesserungen. Vor dem Saisonstart als Abstiegskandidat gehandelt, spielte die Eintracht in Reichweite der Europa-League-Plätze. Angesichts der Kader-Qualität wäre eine weitere Steigerung viel verlangt gewesen. Die ärgerlichen Auswärtsniederlagen gegen Teams aus dem letzten Tabellendrittel vor allem dem Trainer anzukreiden, wäre böswillig. Sich nach Führung innerhalb weniger Minuten mehrere Gegentore einzufangen, ist vor allem die Schuld der Spieler. Kein Trainer verbietet es seiner Mannschaft, den Vorsprung erst einmal zu sichern oder fordert sie dazu auf, die Abwehr zu entblößen, um schnell weitere Tore zu erzielen.