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Der Cocktail zum Bond-Film : 007 mag es hochprozentig und wirkungsvoll

  • -Aktualisiert am

Shaken, not stirred: Für einen anständigen Martini hat 007 immer Zeit – nicht nur, wenn er wie hier in „Spectre“ mit Madeleine Swann im Oriental Desert Express durch die marokkanische Wüste gondelt. Bild: Picture-Alliance

Endlich kommt das neue James-Bond-Abenteuer in die Kinos. Höchste Zeit, sich einmal wieder dem Lieblingsdrink des trinkfesten Geheimagenten zuzuwenden.

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          James Bond ist wieder da. Endlich. Nach vier, zum Teil der Corona-Pandemie geschuldeten Verschiebungen kommt das 25.Filmabenteuer des legendären Geheimagenten nun tatsächlich in die Kinos, und der treue Prügelknabe Ihrer Majestät kann sich wieder gewohnt stil- und treffsicher durch die Weltgeschichte schlagen, schießen – und trinken.

          Dass er bei Letzterem ganz besondere Vorlieben hat, gehört zum Mythos, den Bond-Schöpfer Ian Fleming vom ersten Buch an sorgfältig kultiviert hat. In Sachen Whisky gibt es für den guten James nur einen: 18 Jahre alten Macallan. Und wenn er Champagner trinkt, dann nur Dom Pérignon oder Bollinger. Seine wahre Leidenschaft aber gilt dem Martini. Natürlich nicht dem italienischen Wermut gleichen Namens, sondern dem klassischen Dry-Martini-Cocktail. Dieser wird üblicherweise aus Gin – in Amerika oft mit Wodka – und trockenem französischem Wermut gemixt und mit einer Zitronenzeste oder einer Olive serviert.

          Immer die Hand am Glas: Pierce Brosnan nimmt 2002 als James Bond in „Stirb an einem anderen Tag“ einen kräftigen Schluck, bevor es rund geht.
          Immer die Hand am Glas: Pierce Brosnan nimmt 2002 als James Bond in „Stirb an einem anderen Tag“ einen kräftigen Schluck, bevor es rund geht. : Bild: www.fotex.de

          Mischungsverhältnis und Wermutanteil sind dabei schon immer Gegenstand angeregter Debatten gewesen. Üblich sind fünf oder sechs Teile Gin und ein Teil Wermut. Puristen allerdings plädieren für so wenig Wermut wie möglich und verwenden mitunter nur ein mit Wermut benetztes Glas. Oder sie halten es mit Winston Churchill, von dem die Weisheit stammen soll, der beste trockene Martini sei ein eiskalter Gin aus einer Flasche, die zuvor neben einer Flasche Wermut gestanden habe.

          Das könnte natürlich auch einem Haudegen wie James Bond gefallen. Aber der hat seine eigene Variante. In der „Casino Royale“-Verfilmung von 2006 gibt er folgende Bestellung auf, die auch im allerersten Bond-Buch vorkommt: „Einen trocknen Martini, mit drei Teilen Gordon’s, einem Teil Wodka, einem Schuss Kina Lillet. Schütteln Sie es mit Eis und geben Sie einen Streifen Zitronenschale dazu.“ Und als der Drink dann serviert wird: „Also der ist gar nicht mal schlecht. Ich muss mir einen Namen dafür ausdenken.“ Das ist die Geburtsstunde des Vesper-Cocktails, den der fesche Agent später nach seiner Gespielin Vesper Lynd benennt.

          Eins ist diese Martini-Variante auf jeden Fall: hochprozentig und wirkungsvoll. Oder wie man unter Barkeepern sagt: stabil. Ungewöhnlich ist der Drink aus drei Gründen: Zum einen enthält er entgegen der üblichen Rezeptur sowohl Gin als auch Wodka, was unter kultivierten Trinkern eigentlich als Frevel gilt. Zweitens enthält er keinen trockenen Wermut, sondern Kina Lillet, einen französischen Aperitif, den es in dieser Variante seit 1987 nicht mehr gibt; der heute produzierte Lillet Blanc ist wesentlich weniger bitter. Ja, und schließlich verlangt Bond vom Barkeeper „Shaken, not stirred“, er möge den Cocktail also nicht rühren, sondern schütteln, sprich nicht wie üblich in einem mit Eis gefüllten Barglas mit einem langstieligen Löffel mischen, sondern im Shaker auf Eis mixen. Das macht den Dink am Ende zwar sehr kalt und wegen der Luftzufuhr beim Schütteln tatsächlich ein bisschen weicher, lässt ihn aber auch nicht so schön klar und stählern ins Glas gleiten wie eine sorgfältig gerührte Version.

          Warum Fleming seinen Bond mit dieser seltsamen Bestellung in die Bars dieser Welt schickte, ist für viele Experten und vor allem Barkeeper bis heute ein Rätsel. Wahrscheinlich wollte er einfach nur mit den Konventionen brechen und so zur besonderen Aura seines Geheimagenten beitragen. Vielleicht hat er den Vesper-Cocktail aber auch selbst erfunden und so sehr gemocht, dass er ihm ein literarisches Denkmal setzen wollte. Wir wissen es nicht – können uns aber aus Anlass des Kinostarts des jüngsten Bond-Abenteuers „Keine Zeit zu sterben“ durchaus mal wieder ein Gläschen dieses wirkmächtigen, trockenen Vergnügens gönnen. Cheers, James!

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