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Digitale Bildung : Das Tablet ist kein Selbstzweck

Bisher ist es erst Alltag in 12 Schulen, doch das Unterrichtsfach „Digitale Welt“ soll bald hessenweit angeboten werden. Bild: dpa

Die Schulen im Main-Taunus-Kreis sollen digitaler werden. Dabei reicht es nicht, den Schülern einfach nur mobile Endgeräte in die Hand zu drücken – der Unterricht muss sich ändern.

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          An der Albert-Einstein-Schule in Schwalbach wird Pionierarbeit geleistet. Wie sieht ein Computer von innen aus und welche Anschlüsse hat die Festplatte? Welchen Weg nimmt ein Handy, bevor wir es in die Hand nehmen können, was heißt eigentlich „digital“ und was bedeutet es, einen Roboter zu programmieren? Das Fach „Digitale Welt“, das an zwölf hessischen Schulen erprobt wird, geht über Informatikunterricht hinaus. Das tut Not, denn Computer sind längst mehr als Werkzeuge, sie sind Mittel zur sozialen, kulturellen, politischen und beruflichen Teilhabe. Oder, wie es Matthias Feuerstein ausdrückt: Nicht die Bildung muss digitalisiert werden, die Bildung muss eine Antwort auf die sich digitalisierende Gesellschaft geben.

          Andrea Diener
          Korrespondentin im Main-Taunus-Kreis

          Feuerstein, Referent für Kinder- und Jugendbildung im Bistum Fulda und Bildungsmanager im dortigen Landkreis, berät nun Kommunen. Er hält den Einführungsvortrag an diesem Informationsabend zu Bildung und Digitalisierung im Landratsamt Hofheim, begleitet und moderiert von Landrat Michael Cyriax (CDU) und Schuldezernent Axel Fink (CDU). Schon jetzt sei schon einiges passiert, Bundesmittel für Tablet-Computer, Beamer, digitale Tafeln seien abgerufen worden und die Schüler mit mobilen Endgeräten versorgt. Nun arbeite man daran, jede Schule mit einem Gigabit-Anschluss zu versorgen, aber da mache sich der Mangel an Handwerkern bemerkbar, sagt Cyriax. Auch in den Grundschulen würden die Schüler mit dem Projekt „Medien Technik Kids“ spielerisch an die digitale Welt herangeführt, berichtet Fink.

          Umbruchsphase für die Schulen

          Kindgerechte Roboter, die einfache Befehle verstehen und ausführen, gibt es mittlerweile einige. Sie sind auch Bestandteil des Unterrichts an der Albert-Einstein-Schule, den sechs Lehrkräfte dank Schulungen in den fünften Klassen erteilen. 180 Schülern wird das Fach zu jeweils zwei Wochenstunden angeboten, benotet wird es nicht. „Es geht nicht um eine Begabtenförderung, wir wollen alle Schüler mitnehmen“, sagt Schulleiterin Anke Horn, die zweite Referentin an diesem Abend.

          Horn nimmt die Herausforderungen sportlich. „Wir sind in einer für Schulen sehr spannenden Zeit“, sagt sie. Handreichungen für das Fach gab es von der Hessischen Kultusministerkonferenz, Schulungen durch das Fraunhofer-Institut. Die Ausarbeitung der Didaktik nahm die Schule selbst vor, das erlaubte viel Gestaltungsfreiraum. Nun müsse das Projekt weitergehen, sprich, es muss eine Fortsetzung in den siebten und achten Klassen geben, eine weitere Qualifizierung der Lehrkräfte und Austausch mit anderen Schulen. Und wenn das iPad erst einmal Einzug in den Unterricht genommen hat, verändert das vieles hin zu einem ganz anderen Unterricht. „Wir können uns nicht mehr als die Wissensträger vor eine Klasse stellen, denn Wissen ist überall abrufbar“, sagt Anke Horn. Und auch Feuerstein findet, „das digitale Werkzeug ist nicht Selbstzweck.“ Es erfordere neue Methoden, die gerade erst entwickelt und erprobt werden müssen.

          Immer selbstverständlicher werden mobile Endgeräte Teil des Alltags schon der kleineren Kinder. Feuerstein rät zu einem gelassenen Umgang: „Die Kita ist kein Raum, den wir schützen müssen.“ Die Kinder müssten da nicht nur im Matsch spielen, auch wenn das Spaß mache, es könne da durchaus auch schon ein iPad geben. Wichtig ist der begleitete Umgang, denn Digitalität ist nicht nur schön. Auch über Fragen wie Datenschutz und Umgang miteinander im Netz, Stichwort Cybermobbing, müssten die Kinder aufgeklärt werden. Das Unterrichtsprojekt „Digitale Welt“ soll zum nächsten Schuljahr an 50 weiteren Schulen hessenweit eingerichtet werden.

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