Videokünstler Philip Bußmann : Der Bildermacher des Theaters
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Von Frankfurt aus nach Japan und Hamburg: Video- und Theaterkünstler Philip Bußmann Bild: Esra Klein
New York, Kyoto, Frankfurt: Mit seiner Videokunst hat Philip Bußmann seit Jahren den Blick auf die Bühne geprägt. Zudem programmiert er Software. Nun zeigt er erstmals eine Schau mit Fotografien.
Als sich im Frühjahr des nun endenden Jahres die Forsythe Company von ihren Zuschauern verabschiedete, war eine der frühesten hiesigen Arbeiten des Künstlers zu sehen. Die Videos zu William Forsythes „Kammer/Kammer“, einem Paradestück des späten Balletts Frankfurt, hat Philip Bußmann im Jahr 2000 gestaltet. Damals standen noch schwere Bildschirme auf der Bühne. Heute werden Videos wie selbstverständliche Akteure auf Leinwände und Objekte im Bühnenraum projiziert.
Ob er das so gut finden soll? Bisweilen werde der Einsatz von Video zu wenig hinterfragt, findet Bußmann. Er schätzt auch die klobigen Bildschirme von einst: „Es wäre vielleicht sogar besser, einfach mit großen Fernsehern zu arbeiten. Weil sie ein physisches Objekt sind. Und Theater ist ja etwas Physisches, es hat mit Raum zu tun und mit Gegenständen.“ So hat er angefangen, 20 Jahre ist das nun her, mit Bildschirmen auf der Bühne, in New York, bei einem der renommiertesten Avantgardetheater.
Schaut man auf seinen eher kurz gefassten Lebenslauf, klingt die Sache ganz einfach: Philip Bußmann, geboren 1969 und aufgewachsen in Hanau, hat bei Jürgen Rose, einem der bedeutenden Vertreter des Berufs, in Stuttgart Bühnenbild studiert. Und ging, kaum war er damit fertig, nach New York. Ausgerechnet bei der berühmten Wooster Group wurde er Mitte der neunziger Jahre vom Praktikanten zu dem Video-Theaterkünstler, der er bis heute ist. „Als ich die Wooster Group sah, wusste ich: Das ist die Art Theater, die ich machen möchte“, sagt Bußmann. Aus drei Monaten Praktikum sind acht Jahre geworden. Er sei eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen.
Umbruchzeit am deutschen Theater
„Es ist schon erstaunlich glatt gelaufen“, fügt er hinzu. „Ich habe mich schon immer, schon als Kind, für das Theater interessiert.“ Allerdings liebte er auch Computer, weshalb nach dem Abitur die Frage, ob er nicht Informatik studieren sollte, durchaus offen war. „Vielleicht wäre ich ja heute Dotcom-Millionär“, sagt er und lacht. Aber es ist dann doch das Bühnenbild geworden, und eine Karriere am Theater. Nach etlichen Jahren in New York kam Bußmann nach Deutschland, nach Frankfurt, abermals zur rechten Zeit: „Um 2000 herrschte eine Umbruchzeit am deutschen Theater, da gab es die Möglichkeit, mit einer Generation von Theatermachern, die aktiv wurden, Forsythe, Luk Perceval, Frank Castorf, zu arbeiten. Das ist quasi eine Form des Avantgardetheaters, des experimentellen Theaters, das ich aus New York kannte, die ins deutsche Stadttheater hineingetragen wurde. Da spielte die Verwendung von Video eine große Rolle, also war es die richtige Zeit, wieder nach Deutschland zu kommen.“
Heute stehen die Videoarbeiten gleichberechtigt mit Regie, Licht, Bühne und Kostüm im Programmheft. Immer enger kooperieren dieTeams, um mit allen Mitteln des Theaters, zu denen mittlerweile wie selbstverständlich auch das bewegte Bild gehört, Räume und Figuren entstehen zu lassen. Bußmann, der seit 15 Jahren von Frankfurt aus arbeitet, ist ein vielbeschäftigter Mann. Sein Internetauftritt wirkt auf den ersten Blick ebenso bescheiden und zurückgenommen wie Bußmann selbst, den viele Theaterbesucher in Frankfurt vom Sehen kennen. Nur wer ganz nach unten scrollt, trifft auf die lange Liste der namhaften Theater, Opernhäuser und Gruppen, mit denen er bislang zusammengearbeitet hat. Und auf seine eigene Gruppe, das Frankfurter Label 2+, unter dem er mit Célestine Hennermann Projekte realisiert.