Wetterauer Keimzelle der Demokratie
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Geschichtsträchtig: Michael Merle ist Bürgermeister der Friedrich-Ludwig-Weidig-Stadt Butzbach, die in diesem Jahr den Demokraten der ersten Stunde feiert. Bild: Helmut Fricke
Weidig setzte sich vor 200 Jahren für die Demokratie ein und bezahlte dies mit seinem Leben. Butzbach nimmt den Todestag von Weidig zum Auftakt für ein „Demokratikum“.
Vor der Paulskirche war der Vormärz: Mitglieder des ersten gesamtdeutschen Parlaments trafen sich im Mai 1848 am Main und berieten über eine freiheitliche Verfassung für einen deutschen Nationalstaat. Doch in den drei Jahrzehnten zuvor hatten ihnen mutige Männer den Boden bereitet. Sie trugen die Ideen einer liberalen Demokratie unters Volk und wetterten gegen herrschendes Unrecht. Zu ihnen gehörte Friedrich Ludwig Weidig in der Wetterau und im Hüttenberger Land. Mit Georg Büchner brachte er den „Hessischen Landboten“ in Umlauf und prangerte soziale Missstände an. Die Stadt Butzbach will seine Zeit erlebbar machen und seine Gedanken in die Gegenwart übertragen. Diesem Ziel soll das „Demokratikum“ dienen. Die Arbeit daran soll an Weidigs Todestag beginnen, er jährt sich am 23. Februar zum 186. Mal. Ausstrahlen soll sie auch auf die Stadtentwicklung. Mitreden ist ausdrücklich erwünscht.
Butzbach schmückt sich seit 2011 mit Weidigs Namen. Denn Weidig kam einst als Junge in die Stadt am Nordrand der Wetterau. Er ging dort zur Schule. Nach seinem Theologiestudium an der Universität Gießen unterrichtete er in Butzbach an der Knabenschule. Den lokalen Taunusausläufer Schrenzer machte der Lehrer zum Platz für Übungen nach dem Vorbild von Friedrich Ludwig Jahn, dem „Turnvater“. Wegen politischer Äußerungen im Schulunterricht und seiner Predigten überwachten ihn die Behörden schon 30 Jahre vor Beginn der Versammlung in der Paulskirche. Später bereitete er das Hambacher Fest mit vor, konnte aber wegen der Überwachung nicht daran teilnehmen.
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