Corona-Verstöße in Frankfurt : Haare schneiden undercover
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Derzeit nicht erlaubt: Am Osterwochenende hat die Stadtpolizei einen getarnten Friseursalon in einem Hinterhof erwischt (Symbolbild). Bild: dpa
Die Bilanz der Stadtpolizei zu Verstößen gegen die Corona-Verordnungen zeigt, dass sich die meisten Frankfurter an die Kontaktsperre halten. Einige versuchen dennoch, die geltenden Verbote zu umgehen.
Grillen im Park, Getränke auf die Hand, Versammlungen auf offener Straße: Die Stadtpolizei hat an Ostern zahlreiche Verstöße gegen die Corona-Verordnung festgestellt. In ihrer Bilanz, die die Stadt am Mittwoch veröffentlichte, teilten die Ordnungshüter zwar mit, dass sich der „Osteransturm nicht ganz so schlimm darstellte“ wie befürchtet. „Dennoch gab es einige Hotspots, an denen verstärkt und nachhaltig eingeschritten werden musste.“
Einer dieser Orte war der Rebstockpark. Dort haben die Streifen gleich mehrfach größere Gruppen festgestellt, die sich nicht an die Abstandsregeln hielten. „Großeltern, Eltern, weitere Verwandte und deren Kinder von Großfamilien saßen zusammen“, heißt es in dem Bericht. „Es wurde fleißig gegrillt und der Abstand nicht eingehalten.“ Als die Personen auf das bestehende Kontaktverbot angesprochen worden seien, hätten die Personen angegeben, sie würden „alle unter einem Dach leben“. Auch Kinder verschiedener Familien hätten miteinander gespielt, „ohne dass Eltern dies unterbanden“, so die Stadtpolizei weiter. „Erst nach intensiver Argumentation konnten die Familien überzeugt werden, diese Art der Ansammlung aufzulösen.“
Wiederkehrende Kontrollen zwecklos
Auch im Bahnhofsviertel verzeichnete die Stadtpolizei ihren Angaben zufolge mehrere Verstöße. Dort versammelten sich Gruppen von mehr als 40 Personen. „Selbst immer wiederkehrende Kontrollen in kürzesten Zeitabständen sorgten nicht für eine dauerhafte Einhaltung der Abstandsregeln“, heißt es in dem Bericht. „20 bis 30, teilweise bis zu 48 Personen fanden sich zusammen und wiederholten dies jedes Mal aufs Neue, wenn sie zuvor aufgefordert wurden, sich zu verteilen oder andere Plätze aufzusuchen.“
Als dritten Hotspot nannte die Behörde die Weseler Werft. Auch dort sei die Definition von „Familie“ sehr weit ausgelegt worden und habe in einigen Fällen sanktioniert werden müssen. Auch „Sportbegeisterte“ hätten sich „in Mannschaftsstärke zusammengefunden, um ihre Leibesübungen abzuhalten“. Das habe man mit Bußgeldern geahndet. Andere Parkbesucher hätten sich mit den Gruppen solidarisiert.
Kunden mit Transportern tarnen
Des Weiteren wurde in Unterliederbach ein Gewerbebetrieb für Motorräder kontrolliert und mit Bußgeldern belegt. „Quasi in allen Stadtteilen versuchten einzelne Gewerbetreibende die derzeit geltenden Verbote zu umgehen“, heißt es in der Bilanz. So sei vor einen Friseursalon in einem Hinterhof ein Transporter als Sichtschutz gestellt worden, „um die ein- und ausgehenden Kunden zu tarnen“. Eine Gaststätte verkaufte Getränke „to go“ aus dem Fenster.
Insgesamt 3500 Kontrollen nahm die Stadtpolizei nach ihren Angaben vor, davon 2600 in Gewerbebetrieben und 700 in Gaststätten; darunter 40 in Shisha-Bars. 150 Kontrollen entfielen auf Grünflächen, Parks und Spielplätze.
Sicherheitsdezernent Markus Frank (CDU) lobte die Arbeit der Stadtpolizei. Diese Zahlen zeigten, dass sie, „wie so viele andere Berufsgruppen, aktuell auch an ihr Limit geht“, sagte er. Denn auch bei der Stadtpolizei, die dem Ordnungsamt unterstellt sei, gebe es Personalengpässe und persönliche Einschränkungen. Umso wichtiger sei es, „dass sich die Frankfurter an die momentan geltenden Regeln halten und alle Beteiligten Rücksicht nehmen“. Frank sagte weiter: „Bei allem Verständnis für die individuelle Situation etwa von Gewerbetreibenden, die Angst um ihre Existenz haben, der Schutz von Leben genießt höchste Priorität.“