Bundestags-Kandidaten : Offenes Rennen um FDP-Spitzenplätze
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Für den Vizepräsidenten des Bundestags, Hermann Otto Solms, wird es ein spannender Landesparteitag. Er konkurriert mit Heinrich Kolb um die Spitzenkandidatur. Bild: dapd
Am Samstag bestimmt der Parteitag der hessischen FDP seine Bundestagskandidaten. Der Kampf um die aussichtsreichen Listenplätze hat längst begonnen. Auch die Spitzenkandidatur ist noch offen.
Einen Tag vor dem Landesparteitag der hessischen Liberalen ist das Rennen um die aussichtsreichen Listenplätze für die Bundestagswahl noch völlig offen. Sowohl um Rang eins als auch um Rang drei wird es voraussichtlich Kampfkandidaturen geben, möglicherweise treten auch für weitere Plätze mehrere Bewerber an. Im Blickpunkt steht morgen im Kurhaus von Bad Homburg vor allem die Auseinandersetzung zwischen dem Vizepräsidenten des Bundestags, Hermann Otto Solms, und dem sozialpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Heinrich Kolb, um die hessische Spitzenkandidatur. Alle Versuche, den 72 Jahre alten Solms vor dem Parteitag zum Verzicht auf eine Bewerbung zu bewegen, sind gescheitert. Die Anhänger des Mittelhessen argumentieren mit seinem Bekanntheitsgrad und seiner Erfahrung.
Solms ist der führende Finanzpolitiker der FDP, gehört dem Bundestag seit 1980 ununterbrochen an und war von 1991 bis 1998 Vorsitzender seiner Fraktion. Der 56 Jahre alte Südhesse Kolb ist seit 1990 Bundestagsmitglied und hat sich als Sozialpolitiker einen Namen gemacht. Beobachter gehen von einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus, mit leichten Vorteilen für den jüngeren Kolb, weil er sich die Unterstützung mehrerer Bezirksverbände gesichert habe. Selbst der FDP-Landesvorsitzende Jörg-Uwe Hahn wagt keine Prognose: Viel hänge von der Qualität der Kandidatenreden und der Stimmung auf dem Parteitag ab. „Unsere Partei steht mehr als jede andere für Wettbewerb“, sagt ein anderer hochrangiger Liberaler. „Was soll da an einer Kampfkandidatur schlecht sein?“
Parteichef Hahn will Frauenanteil erhöhen
Bisher sind die hessischen Liberalen mit acht Abgeordneten in Berlin vertreten, angesichts der schlechten Umfragewerte kann die Partei bei der Bundestagswahl im nächsten September aber wohl nur noch auf vier, maximal fünf Mandatsträger hoffen. Weil die Drogenbeauftragte des Bundestags, die Nordhessin Mechthild Dyckmans, ebenso wenig wieder antreten wird wie der frühere FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Gerhardt, konkurrieren morgen sechs aktive Abgeordnete um diese aussichtsreichsten Plätze: Solms und Kolb, die Frankfurter Hans-Joachim Otto und Christoph Schnurr, Stefan Ruppert aus dem Hochtaunuskreis und der Nordhesse Björn Sänger. Keineswegs einfacher wird die Rechnung angesichts der Tatsache, dass Parteichef Hahn den Frauenanteil auf den vorderen Listenplätzen erhöhen möchte. Eine Kandidatin auf den ersten vier Plätzen gilt als Pflicht, unter den ersten zehn sollen es am Ende sogar vier sein.
Nach derzeitigem Stand werden sich Solms und Kolb um den Spitzenplatz streiten, gefolgt von Ruppert auf Platz zwei. Um den dritten Rang konkurrieren Otto und Sänger, auf Platz vier kandidiert die Vorsitzende des FDP-Kreisverbandes Main-Taunus, Bettina Stark-Watzinger, und auf Platz fünf der Frankfurter Schnurr. Sollte der beim Kampf um die Führungsposition Unterlegene - Solms oder Kolb - anschließend noch einmal einen Anlauf auf einen der folgenden Plätze unternehmen, wären diese Pläne allerdings hinfällig.
Der Landesvorsitzende Hahn erwartet angesichts dieser Konstellation einen außergewöhnlich lebhaften und spannenden Parteitag. Zuversicht kann er immerhin daraus schöpfen, dass offenbar keiner der führenden Bewerber Interesse an einer Schlammschlacht hat. Die Auseinandersetzung werde so geführt, heißt es, dass man sich am Ende noch gegenseitig in die Augen sehen könne.