Islamistische Szene : Berater sind durch neue Außenstellen näher an Salafisten-Szene
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Fortschritte: Thomas Mücke, Geschäftsführer des Violence Prevention Network, sieht eine positive Entwicklung im Ausbau der Beratungstellen gegen Extremismus. Bild: Wolfgang Eilmes
Rhein-Main und Nordhessen gelten als Schwerpunkte der islamistischen Szene in Hessen. Mit einem Ausbau der Beratung gegen Extremismus hat das Land darauf reagiert. Die ersten Erfahrungen sind positiv.
Durch die neuen Standorte in Hessen finden die Extremismus-Berater des Violence Prevention Network (VPN) besser Kontakt zur islamistischen Szene. „Wir kommen näher an die Beratungsfälle heran“, sagt VPN-Geschäftsführer Thomas Mücke. Die Neukontakte zu Menschen, die von Extremismus bedroht sind, steigen. Potenzial für eine Radikalisierung sei weiter da, erklärt Mücke. Vor allem die salafistische Szene beschäftigt die Berater.
Das VPN hatte im September sein Netz in Hessen ausgebaut: In Kassel war eine Außenstelle für Beratungen eröffnet worden. Im Januar folgte eine in Offenbach. Zwar war VPN schon vorher im ganzen Bundesland aktiv, doch die neuen Außenstellen sollen die Wege verkürzen.
Millionenförderung vom Land
19 Berater, pädagogische Fachkräfte, hat VPN in Hessen. „Sie halten jungen Menschen, die Opfer von extremistischen Rattenfängern geworden sind, den Spiegel vor und bringen sie mit viel Einfühlungsvermögen aber auch klaren Ansagen wieder zurück in die Realität“, erklärt Innenminister Peter Beuth (CDU). Das Land fördert VPN jährlich mit 1,2 Millionen Euro.
Die Beratung ist Teil einer zweigleisigen Strategie: „Neben den wichtigen Präventionsmaßnahmen setzen wir aber auch auf harte repressive Maßnahmen der Sicherheitsbehörden“, sagt der Minister. So war die Medina-Moschee in Kassel vor einem Jahr verboten und damit einen Treffpunkt für Salafisten für immer geschlossen worden.
Zwei begleitete Fälle im Jahr 2017
Die Fallzahlen des VPN in Hessen stiegen zuletzt: 47 (Vorjahr 41) neue Kontakte zu gefährdeten Menschen gab es 2017. Die Gesamtzahl lag bei 161. Aus solchen Beratungskontakten kann eine mehrmonatige oder sogar mehrjährige Begleitung der Betroffenen und ihrer Angehörigen entstehen. Die Hinweise für eine Kontaktaufnahme kommen laut Mücke meist aus dem sozialen Umfeld: „Die Gefährdeten melden sich nicht bei uns, das ist immer eine aufsuchende Tätigkeit.“
2017 begleitete das VPN in zwei Fällen den Ausstieg aus der radikalen Szene. Es gab zudem unter anderem Präventionskurse und Training in hessischen Justizvollzugsanstalten. Das Land geht von 1650 Salafisten in Hessen aus, etwa ein Viertel wird als gewaltorientiert eingeschätzt.