Steigende Corona-Zahlen : Bald mehr Hessen in Quarantäne
- Aktualisiert am
Die Schwierigkeit für die Ermittler lag darin, dass von den Infizierten zunächst keine genauen Angaben zu ihren Kontaktpersonen vorlagen. Es habe Tage gedauert, bis dem Gesundheitsamt eine unvollständige Gästeliste vorlag. In dieser Zeit waren die Hochzeitsgäste nicht in Quarantäne, sondern gingen ihren Alltagsbeschäftigung nach, und sie trafen weitere Freunde und Familienmitglieder. Laut Gesundheitsamt mussten deshalb mehrere Schulklassen unter Quarantäne gestellt werden, auch die Kantine der Wiesbadener Entsorgungsbetriebe ELW.
„Zwangsabsonderung“ bei Quarantäneverweigerung
Für Gesundheitsamtsleiterin Kaschlin Butt ist offenkundig, dass auf der Feier die Abstands- und Hygieneregeln nicht eingehalten wurden. Weil die Feier in Mainz war, muss zunächst geprüft werden, ob die Wiesbadener Gäste mit Bußgeldern belegt werden können. Butt verweist darauf, dass solche Bußgelder bei einer Behinderung der Ermittlungsarbeit und der damit einhergehenden Gefährdung für die Bevölkerung verhängt werden könnten. Bei Quarantäneverweigerung, wie sie in einzelnen Fällen beobachtet worden sei, könne das Gesundheitsamt eine „Zwangabsonderung“ anweisen.
Auch der stellvertretende Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, Antoni Walczok, kritisiert Bürger, die nicht auf ausreichend Abstand achten, Hygieneregeln wie häufiges Händewaschen übergehen und keine Alltagsmaske tragen. Dies sei kein Phänomen bestimmter Bevölkerungsschichten und auch nicht auf gewisse Stadtteile konzentriert, hebt er hervor.
Wegen des Anstiegs waren in den betroffenen Regionen die Corona-Einschränkungen wieder verschärft worden. So dürfen vielerorts nur noch fünf Menschen aus maximal zwei Haushalten in der Öffentlichkeit zusammenkommen, auch für Veranstaltungen sind nicht mehr 250 sondern nur noch 50 beziehungsweise 100 Teilnehmer zugelassen. Außerdem müssen Schüler auch im Unterricht Mund-Nasen-Bedeckungen tragen. Darüber wird vor allem in Frankfurt gestritten. Die Maskenpflicht, die dort seit Beginn der Woche für 14 Tage an weiterführenden Schulen gilt, führte am Montagabend zu einer Debatte in einer Stadtverordnetensitzung. Susanne Kern vom Bündnis „Familien in der Krise“ kritisierte, dass manche Kinder acht Stunden am Stück Maske tragen müssten. Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) wies darauf hin, dass Schüler statt einer Stoffmaske auch ein Visier aus Plexiglas tragen dürften.
Während die Politiker über das richtige Vorgehen streiten, ist die Wissenschaft mit ihren Erkenntnissen über das Coronavirus weitergekommen. Ein Team der Technischen Universität Darmstadt hat herausgefunden, dass sich aus dem Abwasser der Städte die Entwicklung der Corona-Infektionen schneller herauslesen lässt, als das bisher auf der Basis offiziell bestätigter Fälle möglich ist. Mit einem ähnlichen Projekt befassen sich Wissenschaftler aus Aachen und Frankfurt. So könnte ein Frühwarnsystem entstehen, das auch asymptomatisch Erkrankte erfasst.
Biochemiker und Virologen von Goethe-Universität und Universitätsklinikum Frankfurt haben zudem herausgefunden, dass Krebsmedikamente die Vermehrung von SARS-CoV-2 in Zellen bremsen können. Dabei werden die Kommunikationswege der Zellen unterbunden. Das Verfahren ließen sich die Frankfurter Wissenschaftler patentieren.