Buchsbaumzünsler : Der aussichtslose Kampf gegen eine Raupe
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Vielfraß: Die Raupe des Buchsbaumzünslers macht sich über Blätter her. Bild: Picture-Alliance
Der Buchsbaumzünsler ist ein hartnäckiger Eindringling. Er lässt sich weder mit sanften biologischen Methoden ausrotten noch mit Chemieeinsatz. Ein Frontbericht.
Nicht zu gewinnen ist der Kampf gegen den Buchsbaumzünsler, mögen auch die Strategien gegen den aus China eingeschleppten Schädling unterschiedlich sein, sie scheinen wenig zu helfen. In Steinbach wehrt man sich gegen den Eindringling, der den Buchsbaum zerstört. Mit bescheidenem Erfolg.
Dass es sich nicht um ein gewöhnliches Garten-Problem handelt, war spätestens klar, als sich in der vergangenen Woche vor dem Nachbarhaus eine Gestalt im Ganzkörper-Schutzanzug bewegte, die Augen mit einer Art Taucherbrille verhüllt, eine riesige Spritzflasche im Anschlag, den Blick starr nach vorn gerichtet. Der vorsichtige zweite Blick aus dem Fenster eröffnet: Hier hat sich keine Katastrophe im eigentlichen Wortsinn ereignet. Der Außerirdische da draußen ist der Nachbar selbst - beim letzten verzweifelten Versuch, die Herrschaft des Menschen über die Natur zurückzugewinnen. Der aussichtslose Kampf gegen den Buchsbaumzünsler hat eine weitere Dimension erreicht.
Absammeln der Raupen ist sehr zeitraubend
Vor zwei Jahren hatte der Wahnsinn begonnen: In einem Steinbacher Reihenhausgarten wies eine seit mehr als 15 Jahren gepäppelte stattliche Buchsbaumkugel plötzlich kahle Stellen auf. Ortswechsel von der Sonne in den Schatten, mehr oder weniger gießen, düngen - nichts half. Der geliebte Buxus fand sein Ende im Grünabfall auf dem Bauhof der Stadt.
Im Jahr darauf offenbarte der Frühsommer mehr. Die Hobbygärtnerin fand erste grüne Raupen und weiteren Kahlfraß, recherchierte im Internet, und fortan hatte das Elend auch einen Namen: Der Buchsbaumzünsler, vermutlich über chinesische Billigpflanzen-Importe eingeschleppt und deshalb ohne natürliche Feinde in Europa, hatte den Weg vom Süden Deutschlands bis in den Hochtaunuskreis gefunden. Die Raupen wurden, wie von naturnahen Gärtnern empfohlen, gesammelt und in fest verschnürten Tüten entsorgt. Damals nannte die Tochter ihre Mutter noch „elende Tierquälerin“, und schuldbewusst gab diese den gestreiften Räupchen im idealen Tarnanzug, kaum von der Rinde der bloßgelegten Buchsbaumzweige zu unterscheiden, eine Handvoll Buchsblätter mit in die Tüte. Das Sammeln war zur meditativen, aber äußerst zeitraubenden und lästigen Abendbeschäftigung geworden. Die Buchse sahen weiterhin nicht gut aus, regenerierten sich aber ein wenig.
Eindringling ohne natürlichen Feind
In diesem Frühjahr dann das Unheil: Sämtliche Buchshecken und -kugeln in den Vorgärten von fünf Häusern ähnelten innerhalb weniger warmer Tage kahlen Gestrüppen. Eine kurze Phase der Wiederbelebung folgte im Juni und im Juli, sattes Grün weckte Hoffnung. Dann abermals innerhalb von drei Tagen braune Dürre und Tristesse. Auf dem benachbarten Friedhof, auf dem Buchskugeln seit Jahrzehnten bewährter, weil durch nichts zu ruinierender Grabschmuck sind, der gleiche Anblick, nur irgendwie noch erschreckender. Jetzt differenzierten sich auch die verschiedenen Kampfstrategien in den Vorgärten aus: Drei Besitzer rodeten Hecken und Riesenkugeln schweren Herzens und pflanzten etwas hübsch Blühendes, um die angeschlagene Gärtnerseele irgendwie zu trösten.