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Jacqueline Vogt (jv.)

Ausschreitungen auf Opernplatz : Die Party wird zum Problem

Der Morgen danach: Ein Mitarbeiter der Frankfurter Stadtreinigung stellt die geleerten Mülltonnen auf. Bild: dpa

In Frankfurt gibt es mehrere Hotspots für unregulierte Feiern unter freiem Himmel. Randale kann sich jederzeit ereignen und auch anfangs friedlichen Festen entstehen. Die Stadt muss umdenken.

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          Man werde sich nun sehr genau überlegen müssen, was zu tun sei. So sprach am Sonntag nach den nächtlichen Ausschreitungen auf dem Opernplatz der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill, und er hat recht. Wie mit der Tatsache umzugehen ist, dass sich an jedem Wochenende Tausende unter freiem Himmel zum Feiern treffen: Das haben neben den Spitzen der Sicherheitskräfte die Verantwortlichen der Stadt Frankfurt zu bereden. Das sollten sie sehr bald tun und dann ein wie immer geartetes Fazit präsentieren. In dieser Präsentation wird mehr stecken müssen als der ehrenwerte, aber zumindest an diesem Wochenende offenbar nicht zielführende Versuch, Partyvolk zu erziehen, indem ein Platz vollgestellt wird mit Mülltonnen, die sich dann gut dazu eignen, umgetreten zu werden.

          Die frühmorgendliche Schlägerei auf dem Opernplatz, die in aggressivem Handeln gegen die Polizei eskalierte, ist so etwas wie eine Warnung vor dem, was nicht kommen muss, aber noch kommen kann. Auch in anderen Zeiten als diesen wäre eine solch massive Konfrontation, wie sie in der Nacht zum Sonntag geschehen ist, beileibe keine Randnotiz. Sie hätte aber auch nicht die Brisanz, die sie gegenwärtig hat, da jedem noch die Bilder aus Stuttgart vor Augen sind, wo im Juni eine vollkommen außer Kontrolle geratene Lage, die von der Polizei nur mühsam wieder zu beruhigen war, zu hundertfacher Sachbeschädigung und zu Plünderungen geführt hatte.

          Frankfurt ist entsetzt über die Gewalt: Lesen Sie hier alle Hintergründe zu den Ausschreitungen in der Nacht zum Sonntag.

          Randale kann sich jederzeit ereignen, aus einer zunächst friedlichen Demonstration heraus genauso wie aus Festen, denen man nicht mehr als Ausgelassenheit vorwerfen kann, bis sie zu einem Gefahrenherd werden. Brisant ist der Umstand, dass zurzeit in Frankfurt mehrere sogenannte Hotspots für unregulierte Feiern unter freiem Himmel existieren. Hinzu kommt, dass in der City und in vielen Stadtteilen, vor allem den innenstadtnahen, bis spätnachts vor den Lokalen und Kiosken draußen Leute stehen. Es ist, als stülpe sich die Stadt von innen nach außen, als wollten gerade alle auf die Straße. Dazu haben sie jedes Recht – solange sie es nicht verwirken.

          Dem Drang hinaus, so viel scheint jetzt sicher zu sein, sollte mit Angeboten begegnet werden, die professionelle Gastgeber unter freiem Himmel gestalten. Dass die Nächte friedlich bleiben, können sie zwar nicht garantieren. Sie könnten es aber wahrscheinlich machen.

          Jacqueline Vogt
          Ressortleiterin der Rhein-Main-Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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