Abenteuerurlaub : Mehr Selbsterfahrung als Entspannung
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Im Urlaub bis zur Leistungsgrenze
Der Kilimandscharo aber zählt, so scheint es, derzeit zu den beliebtesten Zielen der Abenteuer-Reisenden. Stephanie Elingshausen berichtet von einer erfolgreichen Unternehmerin und einer Herzchirurgin, die kürzlich, begleitet von einem Tross von 13 Führern und Trägern, trotz Regens, Schlamm und Gewittern den Gipfel stürmten. „Es sind oft Leute, die beruflich erfolgreich sind und dabei Grenzen überschreiten, die auch privat dazu tendieren“, glaubt sie. Peter Nägele, Frankfurter Jurist, bis zum vergangenen Jahr General Counsel und Mitglied des Management-Teams der Energiesparte bei Siemens und nebenbei Marathonläufer, hat das höchste Bergmassiv Afrikas ebenfalls bestiegen. Sein Interesse gilt aber vor allem Wüsten wie der Namib oder der Gobi, durch die er kürzlich mit einer Kamelkarawane wanderte. Die Schönheit dieser Landschaften reize ihn, aber auch die fehlende Ablenkung, sagt er. „Wenn ich laufe, entsteht ein Rhythmus. Ich bin dann im Einklang mit mir selbst und der Natur.“
Rüdiger von Rosen, früherer Chef des Deutschen Aktieninstitut, liebt es ebenfalls, im Urlaub Gipfel zu steigen. Sechs verschiedene 6000 Meter hohe Berge hat er während seines Berufslebens geschafft, insgesamt mindestens 20 Bergtouren unternommen, natürlich auch auf den Kilimandscharo. Bei nur zwei bis drei Wochen Urlaub, in denen er sich zunächst an die Höhe gewöhnen musste, sei er dabei oft an seine absolute Leistungsgrenze gestoßen. Im Basiscamp des Mount Everest aber ist ihm vor allem die spirituelle Atmosphäre in Erinnerung geblieben.
Gelassener kämen sie von solchen Erlebnissen zurück und mit einem besseren Blick dafür, was wichtig sei, sagen alle. Sie sprechen auch von Dankbarkeit und Demut, Vokabeln, die man von Menschen, die es gewohnt sind, beruflich den Ton anzugeben, eher selten hört.
Die Rückkehr ins Arbeitsleben fällt oft schwer
Für Rainer Ballwanz war die Rückkehr ins Arbeitsleben nach den drei Wochen in der Antarktis durchaus keine einfache Sache. „Ich bin vier bis fünf Wochen danach fast nur zu Hause geblieben. Ich habe lange dazu gebraucht, in die Realität zurückzukehren, und hatte das völlig unterschätzt“, räumt er heute ein. Die Reise habe sein Leben verändert. „Ich schiebe heute nichts mehr vor mir her. Was ich machen will, das mache ich jetzt.“
Einer Wiederholung bedarf es seiner Ansicht nach nicht. Dafür will Ballwanz aber anderes sehen. Den Kilimandscharo hat er sich mit seiner Frau für das nächste Jahr vorgenommen. Und im Jahr darauf darf es wieder ein größeres Abenteuer sein – vielleicht am Nordpol.
Von solchen oder anderen nicht ganz ungefährlichen Reisen wie Haifischtauchen in Südafrika rät Stephanie Elingshausen ihren Kunden ab. Noch Extremeres wie einen Flug zum Mond gäbe es bei ihr schon aus ökologischen Gründen nicht, hebt sie hervor. Dafür bietet sie derzeit eine Land-Rover-Tour durch Georgien an, die sie kürzlich erst selbst getestet hat. Mit dem Gefährt hätten sie Orte und Klöster in den Bergen erreicht, in die sich noch nie ein Tourist verirrt habe.