Zur Zeit nur sehr eingeschränkt zu genießen: der verschneite Thüringer Wald. Bild: dpa
Es muss nicht immer der Rennsteig sein: Eine Wanderung zu den höchsten Bergen im Biosphärenreservat Thüringer Wald, die hoffentlich bald wieder möglich sein wird, ist auch ein Gang durch die deutsch-deutsche Geschichte.
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Die letzten und entscheidenden achtzehn Meter haben der liebe Gott oder die Erdgeschichte den Thüringern vorenthalten. Zu gern hätten sie ihr Land mit einem tausend Meter hohen Berg gekrönt, um mit anderen deutschen Regionen mitzuhalten. Der Schwarzwald mit dem Feldberg, der Bayerische Wald mit dem Großen Arber oder der Harz mit dem Brocken überschreiten die Tausendmetermarke lässig, aber am Großen Beerberg im Thüringer Wald hat die geologische Auffaltung nur ein Maximum von 982 Metern zustande gebracht. Dafür besitzt dieses Mittelgebirge auf engem Raum eine ganze Reihe von Bergen mit mehr als neunhundert Meter Höhe, und um das gebührend herauszustellen, hat man sich zwischen Suhl und Oberhof eine reizvolle Gipfeltour ausgedacht. In kurzer Zeit können Wanderer dort sieben Neunhunderter erreichen – gewissermaßen eine Reproduktion der legendären „Seven Summits“, diesmal jedoch nicht auf verschiedenen Kontinenten beschwerlich zu erreichen und zu erklettern, sondern in heimatlichen Gefilden an einem oder zwei Tagen abzulaufen.
Den Gipfelweg haben Wanderfreunde aus Suhl 2005 geplant und eingerichtet. Wegen seines Abwechslungsreichtums hat er schon ein Jahr später die Zertifizierung als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ erhalten, steht aber trotzdem im Schatten eines legendären Konkurrenten, denn Kultcharakter und Popularität des Rennsteigs sind nach wie vor ungebrochen. Dabei erfüllt dieser über weite Strecken gar nicht die hochgesteckten Erwartungen. Es gibt lange, ereignislose Abschnitte, nicht selten führt der Pfad direkt an der Straße entlang. Während sich dort manchmal die Wanderer stauen und sich mit einer ständig wachsenden Zahl von Mountainbikern arrangieren müssen, sind die Kenner auf dem Gipfelweg unter sich. Betrieb herrscht lediglich auf den beiden kurzen Abschnitten, die sich mit dem Rennsteig überlappen, dort, wo das kleine rote Dreieck für den Gipfelweg gemeinsam mit dem großen „R“ des Rennsteigs den Weg weist.
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