Er liebe alte Bäume, sagt Maillard. Eine seiner Ausstellungen hieß „Remarkable Trees“, und im Wohnzimmer hängt eine Aufnahme zweier ineinander verwachsener Bäume, darunter, auf einem Pfad, ein Paar. „Das sind meine Eltern“, sagt er. Mehr Metapher geht nicht. Und einmal wird er, der einer jüdischen Familie entstammt und dessen Verwandte in Konzentrationslagern ermordet wurden, politisch: mit dem Bild eines orthodoxen Juden in Manhattan, hinter dem ein Lieferwagen von „FedEx“ vorüberfährt. Aber das ist nur ein kleiner Gedankenanstoß, inmitten eines OEuvres, das letztlich bestimmt ist von einem Wunsch nach Harmonie. Deshalb die strengen Kompositionen, in denen alles seinen Platz hat, alles ausgewogen scheint, als gebe es eine höhere, innere Ordnung der Welt. Die Sonne steht mittlerweile tief am Himmel. Aber noch scheint sie durch die großen Fenster und strahlt nun die Masken und Figuren an, dass sie zu leuchten beginnen. Jetzt haben sie nichts Unheimliches mehr, sondern wirken wie Mitglieder der Familie. „Es wird Zeit“, sagt Christian Maillard, der für den Abend Opernkarten hat, und führt mich zur Tür, die ich jetzt aus einem der Bilder erkenne. Auf dem Foto stapeln sich die leeren Umzugskartons davor, in denen seine Bibliothek transportiert wurde. „Es erinnerte mich an das Bühnenbild einer Aufführung von Montaignes Essais, die ich einmal gesehen habe“, sagt Maillard. „Jeweils ein Karton für eine Idee.“ Man muss nicht weit reisen für ein gutes Bild, denke ich. Behalte den Gedanken aber für mich.
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Bild: Christian Maillard
Er liebe alte Bäume, sagt Maillard. Eine seiner Ausstellungen hieß „Remarkable Trees“, und im Wohnzimmer hängt eine Aufnahme zweier ineinander verwachsener Bäume, darunter, auf einem Pfad, ein Paar. „Das sind meine Eltern“, sagt er. Mehr Metapher geht nicht. Und einmal wird er, der einer jüdischen Familie entstammt und dessen Verwandte in Konzentrationslagern ermordet wurden, politisch: mit dem Bild eines orthodoxen Juden in Manhattan, hinter dem ein Lieferwagen von „FedEx“ vorüberfährt. Aber das ist nur ein kleiner Gedankenanstoß, inmitten eines OEuvres, das letztlich bestimmt ist von einem Wunsch nach Harmonie. Deshalb die strengen Kompositionen, in denen alles seinen Platz hat, alles ausgewogen scheint, als gebe es eine höhere, innere Ordnung der Welt. Die Sonne steht mittlerweile tief am Himmel. Aber noch scheint sie durch die großen Fenster und strahlt nun die Masken und Figuren an, dass sie zu leuchten beginnen. Jetzt haben sie nichts Unheimliches mehr, sondern wirken wie Mitglieder der Familie. „Es wird Zeit“, sagt Christian Maillard, der für den Abend Opernkarten hat, und führt mich zur Tür, die ich jetzt aus einem der Bilder erkenne. Auf dem Foto stapeln sich die leeren Umzugskartons davor, in denen seine Bibliothek transportiert wurde. „Es erinnerte mich an das Bühnenbild einer Aufführung von Montaignes Essais, die ich einmal gesehen habe“, sagt Maillard. „Jeweils ein Karton für eine Idee.“ Man muss nicht weit reisen für ein gutes Bild, denke ich. Behalte den Gedanken aber für mich.
Wie klein der Mensch doch ist: Besuch beim Fotografen Christian Maillard
Fotograf Christian Maillard
Bilder, die den Menschen spüren lassen, wie klein er ist
Von Freddy Langer
Christian Maillard war in fünfundsiebzig Ländern unterwegs, doch niemals käme er auf die Idee, sich als Reisefotograf zu bezeichnen. Ein Besuch in Paris.
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