Durchgefallen bei der Paar-Prüfung
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Ausweitung der Komfortzone: Die Touristen sind zurück auf Bali, in Seminyak müssen sie nicht einmal mehr versandete Badehosen fürchten. Bild: AFP
Auf Bali sind die Touristen zurück – und damit die Probleme: Verstopfte Straßen, Müll an den Stränden und wütende Fundamentalisten. Seit kurzem verschreckt auch noch ein Verbot unverheiratete Paare.
Herr Suarnatha entschuldigt sich. „Der Verkehr war mal wieder ziemlich dicht“, erklärt er seine Verspätung. Für die gut 20 Kilometer von seinem Haus in Kuta bis zum Hotel oberhalb des Pantai Beaches brauchte er mit seinem Auto mehr als eine Stunde: „Vor allem rund um den internationalen Flughafen ging zeitweise nichts mehr.“ Und da ist der freundliche Sechzigjährige mit dem Schnauzer auch schon bei seinem Lebensthema: Balis Massentourismus und seine Folgen. Schon 1993 gründete I Made, „der Zweitgeborene“, wie ihn alle nennen, die Wisnu Foundation, um gegen die zunehmende Umweltzerstörung durch den Tourismus anzukämpfen. Seitdem organisiert er mit seinem Team Kampagnen, führt Untersuchungen durch und versucht der lokalen Bevölkerung mehr Umweltbewusstsein beizubringen. Doch mehr Touristen führen auch zu mehr Problemen.
Tourismus macht die Reisfelder platt
Anfang der Neunziger kamen knapp eine Million ausländische Besucher auf die Insel, in den Boomjahren vor der Pandemie waren es teilweise sogar mehr als sechs Millionen – meist Australier und Chinesen. „Die negativen Auswirkungen des Tourismus sind enorm“, klagt er und weist auf den hohen Wasserverbrauch, die Vermüllung und vor allem die zunehmende Zersiedelung hin: „Zwischen 700 und 1000 Hektar Reisfelder gehen jedes Jahr verloren“, schätzt der Aktivist. Vor allem rund um die alte Künstlerstadt Ubud und im Hinterland der Strandorte sieht es teils wie auf einem Schachbrett aus: hier eine Parzelle Reisfeld, da ein Hotel- oder Villengrundstück und dazwischen schmale betonierte Wege. So geht es Kilometer über Kilometer dahin, denn auf der Insel will scheinbar alle Welt ihren Tropentraum erfüllen. Wer auf Bali eine Immobilie besitzt, hat es geschafft – sei es der Geschäftsmann aus Jakarta, das betuchte Rentnerpaar aus Sydney oder die neureiche Start-up-Gründerin aus Schanghai. Zur Not helfen Strohmänner, denn offiziell dürfen Ausländer in Indonesien kein Land besitzen.
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