Es wäre nun angerichtet
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Früher musste, wer Kapstadts Spitzengastronomie erleben wollte, lange im Voraus reservieren. Das hat sich mit der Pandemie geändert. Bild: mauritius images / Gary Eastwood
Kaum ein internationaler Tourist verirrt sich zurzeit nach Kapstadt, obwohl Hauptsaison ist. Das spürt auch die Spitzengastronomie – und beginnt, neue Wege zu gehen.
Hübsch anzusehen ist das Türmchen, wie es auf einer gerösteten Limettenhälfte schaukelt: Gelbschwanzmakrele, Thunfisch, oben eine liebevoll drapierte Blüte. Zum Essen fast zu schade. Der Ober verlangt dann auch noch, das Kunstwerk mit der Hand zu packen und auf einmal zu verschlingen. Es folgt eine kulinarische Explosion. „Essen ist unser Theater“, so das Motto von „La Colombe“ im südafrikanischen Weingebiet Constantia bei Kapstadt. In einem weiteren Gang sind Muscheln mit einer Miniportion Curry in einer schwarz verkohlten Passionsfrucht versteckt, später fließen Nebelschwaden über den Tisch. Auch Messer und Gabel braucht man hier nur gelegentlich. Stattdessen wird gelöffelt, gedippt, mit einer kleinen Schere geschnippelt.
In einer steilen Karriere hat es der 32 Jahre alte Küchenchef James Gaag unter die gefeierten Köche Südafrikas geschafft. „La Colombe“ wird regelmäßig zum besten Restaurant Afrikas gewählt. Da kann man als Koch auch mit „Thunfisch aus der Dose“ als Spezialität des Hauses kokettieren. Einmal kräftig an der Lasche gezogen, und tatsächlich findet sich in der Büchse Thunfisch, wenn auch in hauchdünnen Scheibchen mit einem würzigen Chili-Kreuzkümmel-Dressing, Avocado, Zitrone und „Tigermilch-Espuma“.
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