Die Loreley trifft keine Schuld
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Eine der schönsten Städte entlang der Strecke: Blick über den Ortskern von Bacharach. Bild: Picture-Alliance
Wie fühlt es sich an, wenn sich die Romantik in der Realität verliert? Auf einer Bahnfahrt von Wiesbaden über Koblenz nach Mainz immer am Ufer des Rheins entlang kann man es erleben.
Wir fahren in Deutschland mit der Bahn, aber – versprochen – es wird keine Kommentare geben zu Verspätungen, Ausfällen, Pannen und umgekehrten Wagenreihungen. Denn wir wollen einfach nur fahren, schauen und die Aussicht genießen. Doch gibt es überhaupt noch Strecken, auf denen sich der Blick aus dem Fenster lohnt? Schallschutzwände, Tunnel und Landschaften, die bei zweihundert Kilometern pro Stunde im Zeitraffer vorbeihuschen: Modernes Bahnfahren im geschlossenen Kokon klimatisierter Waggons verführt die Fahrgäste nicht gerade zur Betrachtung der Außenwelt. Eine Ausnahme müssten aber die vielgerühmten Landschaften von Rheingau und Mittelrhein sein, durch die sich zwei Bahnlinien schlängeln. Dort versuchen wir unser Glück, fahren rechtsrheinisch von Wiesbaden nach Koblenz und anschließend am linken Ufer zurück bis nach Mainz.
Am Wiesbadener Hauptbahnhof hält sich der Andrang auf die Regionalbahn in Grenzen; die morgendliche Stoßzeit ist vorbei. Wir hoffen deshalb auf gute Fensterplätze, doch die finden wir erst nach einigem Hin-und-herlaufen im Waggon. Denn an vielen Zugfenstern ist die Aussicht von aufdringlichen Malereien und fetten Großbuchstaben durch – keine Werke von nächtlichen Graffiti-Künstlern, sondern selbst angebracht von der Bahn, die ihren Fahrgästen anpreist, was heute offensichtlich wichtig ist: „Zeit zum Surfen. Gratis Wlan.“ Der Ausblick auf die Landschaft ist übrigens ebenfalls kostenlos.
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