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Rhodos und seine Mauern : Die Insel der Ritter

Festungsbau vom Feinsten: Kastell mit Leuchtturm am alten Hafen Bild: Picture Alliance

Geschichte ist das, was wir uns darunter vorstellen. Das lernt man auf einer Reise zu den Festungsmauern, Türmen und Tempeln der griechischen Insel Rhodos.

          7 Min.

          An Heiligabend war alles vorbei. Philippe Villiers de L’Isle Adam, der Großmeister des Johanniterordens, betrat das Zelt des Sultans Suleiman vor den Stadtmauern von Rhodos und kapitulierte im Namen der Verteidiger. Der junge Suleiman, den man später den Prächtigen nennen sollte, war gerührt vom Anblick des ausgezehrten Greises, der vor ihm das Knie beugte. Es betrübe ihn, soll Suleiman zu seinem We­sir gesagt haben, dass er gezwungen sei, diesen tapferen Mann aus seinem Zuhause zu vertreiben. Dann gab er den Befehl zur Besetzung der Stadt.

          Andreas Kilb
          Feuilletonkorrespondent in Berlin.

          Ein halbes Jahr lang war das Heer der Osmanen gegen die Mauern von Rhodos angerannt – erst mit geringem, dann mit wachsendem Erfolg. Die Festungswerke der Inselhauptstadt, die nach der ersten türkischen Belagerung von 1480 vier Jahrzehnte lang systematisch ausgebaut worden waren, zählten zu den stärksten in Europa, ihre Bastionen, Türme und Kurtinen waren auf dem neuesten Stand italienischer Ingenieurtechnik. Aber dem An­sturm einer mit schwerer Artillerie gerüsteten Achtzigtausend-Mann-Armee konnten selbst sie nicht lange widerstehen. Im September brach ein Teil der Südmauer nach der Explosion mehrerer Sprengminen zusammen, im Oktober schlugen die Angreifer eine weitere Bresche in den westlichen Abschnitt. Im No­vem­ber war klar, dass die Belagerten keine Unterstützung von außen mehr bekommen würden. Aber auch die Be­la­ge­rer waren erschöpft. Die Übergabeverhandlungen kamen kurz vor Weihnachten zum Abschluss. Am ersten Tag des neuen Jahres, dem 1. Januar 1523, bestiegen die Verteidiger ihre Schiffe und segelten gen Westen. Von den sechshundert Johanniter-Rittern, die sich mit ihren einheimischen Hilfstruppen auf Rhodos verschanzt hatten, lebten noch hundertachtzig Mann.

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