Angelurlaub : Eine Sache mit Haken
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Begeisterter Hobby-Angler: Russlands Präsident Putin (r.) Bild: AFP
Nicht nur Präsident Putin in Gummihosen beweist: Der Angelurlaub wird immer beliebter. Aufregend ist das besonders in Norwegen, wo sich das Fischen mit einem grandiosen Naturschauspiel verbinden lässt. Ein Trockenkurs von Georg Alexander.
Regenschwere Wolken treiben über das Meer, ringsherum dunkles Wasser, in der Ferne ein Uferstreifen. Zwölf Vermummte in Regenzeug fingern an Schnüren, Haken und Ruten, kontrollieren noch mal die Einstellung der Rollenbremse. „Oongeln“, ruft der norwegische Skipper und hebelt den Diesel in den Leerlauf. Einen Augenblick später verschwinden Angelbleie und Pilker in der Tiefe. Zwanzig Meter, vierzig Meter, siebzig Meter.
Plötzlich schüttelt sich die erste Rute wie im Fieberwahn, der Angler hat keinen Blick mehr für seine Umgebung, Meter um Meter pumpt er seine Beute nach oben. Kurz darauf erscheint ein großer, gestreifter Fisch an der Wasseroberfläche, grimmig dreinblickend mit einem furchteinflößenden Gebiss und großen, gelben Zähnen: ein Steinbeißer, auch Seewolf oder Katfisch genannt.
Angeln kann also aufregend sein, besonders in Norwegen: Es gibt Urlauber, die reisen als Nichtangler in die Fjorde und kehren drei Wochen später als begeisterte Freizeitfischer nach Deutschland zurück. Das liegt vermutlich nicht allein am Fischreichtum der norwegischen Gewässer, sondern auch an der einmaligen Mischung aus Ruhe, Natur und Lebensqualität, die eine „Hytte“ und ein Boot am Wasser bieten.
„Wie überliste ich hier einen großen Fisch?“
Überhaupt wird Sportfischen immer beliebter, und zwar quer durch alle Gesellschaftsschichten. Der eine fischt gerne auf Aal, der nächste auf Hecht und der dritte auf Schwertfisch. Manche zieht es wie einst Hemingway zum „Big Game“ nach Kuba, der russische Präsident Putin steht am sibirischen Jenissej, andere gehen zum Rotaugen-Stippen an den nächsten Weiher. Der Musiker Eric Clapton wiederum liebt den Drill schwerer Island-Lachse unter der Mitternachtssonne.
Wind und Wetter, die Orientierung in der Natur, die Rückbesinnung auf fast verschüttete Instinkte - für viele macht das Angeln aus. Am Ende aber reduziert sich alles auf die Frage: „Wie überliste ich hier einen großen Fisch?“ Dumm, wenn darauf ein Angelpartner sagt: „Na, nimm eine Black Stimulator Größe acht“ - und man keinen Schimmer hat, was der eigentlich meint: eine spezielle Trockenfliege, die aus Oregon stammt und sogar absolut steigfaule Forellen verführen soll.
Fliegenfischen ist die schwierigste Angelmethode
Wer angelt, benötigt nicht nur eine Rute, sondern also auch ein paar Kenntnisse. Man muss seine Köder, also die Fliegen, Nymphen oder Streamer ja nicht unbedingt in langen Abendstunden aus Federn, Tierbälgen und Wollfitzeln selbst auf die Haken binden (obwohl auch das erholsam wirkt): Die nötige Ausrüstung von der Rute bis zum Köder gibt es heutzutage im Angelshop. Für das Angelgerät kann man übrigens von einigen hundert bis zu vielen tausend Euro bezahlen. Es gibt Fliegenfischer, die gehen nur mit sündhaft teuer gesplisster Rute, die elastischer und leichter ist, sowie numerierter und limitierter Hardy-Rolle ans Wasser. Die ganze Ausrüstung aber nützt einem am Ende nichts, wenn man nicht angeln kann. Angeln muss man lernen.
Leider ist das Fliegenfischen oder Flugangeln nicht nur die spannendste, sondern zugleich die schwierigste Angelmethode. Fliegenfischen gilt als die hohe Schule der Sportangler: Stellen Sie sich vor, Sie sollten eine kleine Daunenfeder 15 Meter weit werfen, und das ohne Rückenwind. Die Feder wiegt so gut wie nichts, es kommt also auf den richtigen Umgang mit der Angelrute und einer speziellen Flugschnur an. Wer ihn beherrscht, kann die Feder nach 15 Metern sogar bei Gegenwind noch gezielt auf einem Fleck landen lassen, nicht größer als diese Zeitungsseite.
Herrliche Gewässer in wunderschönen Landschaften
Um das zu lernen, gibt es Kurse. Ob nun in den Alpen oder in Norwegen: Vielerorts kann man sich das Fliegenfischen von Experten in Einzel- oder Gruppenkursen beibringen lassen. Die meisten Angelgerätehändler kennen Adressen. Auch in Zeitschriften wie „Fliegenfischen“ oder „Blinker“ inserieren Veranstalter - hier findet man auch viele Tipps für Angelreisen in alle Welt.
Beim Fliegenfischen befindet man sich fast immer an herrlichen Gewässern in wunderschönen Landschaften, da sich Lachse, Forellen, Saiblinge, Äschen und andere Salmoniden nun mal dort aufhalten. Alaska, Norwegen, Schottland, Tirol oder British Columbia sind die gängigen Ziele, aber auch Montana, Island, Feuerland oder Grönland sind buchbar. In Deutschland kann man ein entspannendes Angelwochenende, verbunden mit einem angenehmen Hotel- oder Pensionsaufenthalt, im Bayerischen oder im Schwarzwald verbringen. Hier geht es freilich nicht auf Lachse, sondern auf Forellen.