Im Epizentrum der Exzentrik
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Diese Affen rennen nicht mehr: Gruselkabinett im Horniman Museum. Bild: ddp Images
Anaconda-Skelette, halbierte Menschenschädel und die berühmteste Couch der Weltgeschichte: Londons kleine, verborgene Museen sind ein wundersamer Kosmos der Kuriositäten.
Der Gentleman genießt und schweigt, so lautet die Maxime des feinen Engländers seit eh und je. Vielleicht liegt es genau daran, dass Londons kleine, versteckte Museen zu den am besten gehüteten Geheimnissen der britischen Hauptstadt zählen. Jeder kennt das British Museum, das im milchigen Licht seiner Norman-Foster-Glaskuppel badet, oder die durch ihren Anbau verdoppelte Tate Modern oder auch das einmalige Victoria&Albert Museum. Wer aber spricht von Händel und Hendrix, von Freud und Goldfinger? Und wer hat ihren Museen je einen Besuch abgestattet?
Oft sind es Privathäuser, die ihre Türen nach dem Tod der berühmten Eigentümer öffnen, manchmal erst Jahrhunderte später. So teilen an der Brook Street Nummer 25 – mitten im Herzen des Einkaufsmekkas der Bond Street, dort, wo statt Kunst und Kultur der Mammon regiert – eine Wand und zweihundert Jahre das Leben und die Schicksale zweier auf ihre Art begnadeten Musiker: Das Händel & Hendrix House war die Heimat sowohl von Georg Friedrich Händel als auch von Jimi Hendrix. Händel folgte seinem hannoverischen Kurfürsten Georg sowie dessen launischer Mätresse Melusine von der Schulenburg nach London, als dieser anstelle seiner zu betagten Mutter den englischen Thron bestieg. Georg war zwar nur Nummer 82 in der britischen Thronfolge, doch als einziger ein Protestant. London ist eine Messe wert, befand auch Händel und komponierte in seinem schlichten, schönen Heim mit den ausgewogenen Räumen hinter einer flachen, georgianischen Fassade Göttliches: Die „Wassermusik“ untermalte eine Festlichkeit auf der Themse, während „Zadok The Priest“ die Krönung König Georgs II. von England begleitete.
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