Eine Kreuzfahrt unter Corona-Bedingungen
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Die Einsamkeit des Kreuzfahrers: Die Aussichtsbrücke am Heck erlaubt kontemplative Momente. Bild: Andrea Diener
Mit der Mein Schiff 2 wagt sich TUI Cruises als erster Kreuzfahrtanbieter wieder aufs Meer. Wie sieht eine Schiffsreise unter Corona-Bedingungen aus?
Wo sind eigentlich die ganzen Leute? Am Pooldeck findet man noch leere Liegen, eine Familie sitzt allein im Whirlpool, ein paar Paare verlieren sich, in Decken gepackt, auf den Sesseln, ein vereinzeltes Kind steht mit seinem Vater am Eisstand. Gewimmel sieht anders aus. Nirgendwo Schlangenbildung, kein wildes Gemurmel am Büfett, sondern Mitarbeiter, die das Gewünschte reichen und sogleich mit der Glosche verdeckeln, damit einem auf dem Weg zum zugewiesenen Tisch niemand darauf hustet. Die Bars locker besetzt, die Barhocker abgesperrt, einige Sessel müssen frei bleiben, einige Tische wurden aus den Restaurants entfernt. Vier Menschen teilen sich den Aufzug, jeder steht diszipliniert in seiner markierten Ecke. Gruppen und Familien sitzen zusammen, der Rest hält Abstand. Und ohne Maske läuft hier niemand über den Gang. Wenn Kreuzfahrtschiffe schwimmende Städte sind, dann ist hier gerade deutlich weniger los als samstags in den meisten Fußgängerzonen.
Es sieht so aus, als wüssten die Passagiere der Mein Schiff 2 sehr gut, dass momentan einiges von ihnen und ihrem Wohlverhalten abhängt. Seit einer Woche ist das Kreuzfahrtschiff der Reederei TUI Cruises wieder unterwegs, als erstes großes Schiff weltweit. Im Hamburger Hafen legen wir vom Cruise Terminal Steinwerder ab, werden kontaktlos eingecheckt, gründlich desinfiziert, temperaturgecheckt und mit den neuen Regeln vertraut gemacht. Diese sehen erst einmal keine Landgänge vor, sondern vier Nächte auf der Nordsee und einen technischen Stopp in Oslo, als „Blaue Reise“ vermarktet TUI diese Fahrten. Die Passagiere stört es nicht. Nur zwei Wochen Zeit hatte TUI Cruises, die Reise bei Reisebüros und über Newsletter und Social-Media-Kanäle zu vermarkten, immerhin tausendeinhundert Passagiere haben sich eingebucht. Bei den nächsten Reisen werden es 1300 und 1400 Reisende sein, die sich auf die 2900 Betten verteilen – was recht gut erklärt, warum überall so viel Platz ist. Vorerst wird das auch so bleiben, denn die Reederei hat sich verpflichtet, maximal sechzig Prozent der Betten zu belegen.
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