Der Preis für das gute Gewissen
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Schwein gehabt: der Koben der Familie Uzabaho in Ruanda. Bild: Karin Finkenzeller
Was geschieht mit dem Geld all jener Flugreisender, die schlechtes Gewissen und Umweltauswirkungen durch Klimaspenden verringern wollen? Ein Beispiel aus Ruanda.
Esther Nirere kann jetzt Milch für ihre Familie kaufen. Früher, erzählt die 41-Jährige, sei das meiste Haushaltsgeld für Holz oder Holzkohle draufgegangen. Damit habe sie stundenlang das Essen auf dem offenen Feuer zubereitet. Anstatt wie damals ständig weiteres Brennmaterial nachzulegen, kann sie den neuen Ofen sich selbst überlassen und in der Zwischenzeit die Hühner versorgen, die sie von dem Ersparten kauft und deren Eier auf dem Markt in Gasabo, einem Vorort von Kigali, zusätzliches Einkommen bringen. Die hochgewachsene, schlanke Frau strahlt über das ganze Gesicht, während sie klein geschnittene Zwiebeln in das siedende Wasser wirft und dann den Reis für das Abendessen hinzugibt. „Ich brauche jetzt nicht mehr jede Woche Holz oder Holzkohle für zehntausend Ruanda-Franc, sondern komme mit einem Drittel der Menge aus.“
Die Ersparnis von umgerechnet fast sieben Euro pro Woche ist eine Menge Geld in dem kleinen ostafrikanischen Land Ruanda, in dem das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen laut dem Human Development Report der Vereinten Nationen zuletzt nur etwas mehr als 1600 Euro im Jahr betrug. Möglich macht sie das gestiegene Klimabewusstsein auch deutscher Flugreisender: Weil immer mehr von ihnen den Kohlendioxidausstoß der Maschinen mit Geldspenden ausgleichen wollen, kann zum Beispiel die darauf spezialisierte, gemeinnützige Kompensationsagentur Atmosfair aus Berlin Frauen wie Esther Nirere Kocher aus Edelstahlblechen für einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten überlassen. „Statt der umgerechnet 120 bis 150 Euro, die auf dem Markt dafür verlangt werden, können wir sie für etwa 27 Euro abgeben“, sagt Atmosfairs „Country-Manager“ Allan Mubiru. Atmosfair hat 2018 insgesamt 9,5 Millionen Euro erhalten, vierzig Prozent mehr als im Jahr zuvor. Für 2019 rechnet man noch mal mit mehr Einnahmen.
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