Hongkong : Zwangloser Luxus
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Bereits ein Rückblick in die erst vor wenigen Jahren beeendete Kolonialgeschichte: das „Peninsula” in Hongkong Bild: Peninsula/Hongkong
Es gilt immer noch als unumgänglicher Bestandteil einer Hongkong-Reise, in seiner Lobby einen Nachmittagstee zu nehmen: Seit achtzig Jahren lässt das Hotel „Peninsula“ die Reichen ihr Geld vergessen und markiert alteuropäischen Luxus inmitten Hongkongs Hypermodernität.
Luxushotels gibt's heute wie Sand am Meer, doch das "Peninsula" in Hongkong besetzt noch immer die Marktlücke des "vornehmsten Hotels östlich von Suez", als das es vor achtzig Jahren eröffnet wurde - nicht unbedingt im buchstäblichen Sinn, wohl aber als Platzhalter von Assoziationen, die die Kolonialära mittlerweile als Lebensstilmarkierung weckt. Immer noch gilt es als unentbehrlicher Teil einer Hongkong-Reise, einen Nachmittagstee in der berühmten Lobby des "Pen" einzunehmen - nicht weil hier alles besonders luxuriös und überwältigend aussehen würde, sondern fast im Gegenteil, weil diese vergleichsweise übersichtliche und schwach beleuchtete Halle wie eine Insel maßvoller Bescheidenheit inmitten der glitzernden Hypermodernität des gegenwärtigen Hongkong wirkt. Gerade einmal elf Jahre ist der Kolonialismus in dieser Stadt Geschichte, aber schon erscheint er vielen als der etwas marottenhafte, gewissermaßen alteuropäische Aufhalter der rastlosen Beschleunigung ringsum.

Feuilletonkorrespondent in Berlin.
Das waren wahrscheinlich nicht ganz die Vorteile der kolonialen Weltordnung, die Elly Kadoorie aus Bagdad vor Augen hatte, als er 1880 über Bombay nach Hongkong kam und innerhalb weniger Jahrzehnte einen der bis heute wichtigsten Energie- und Hotelkonzerne der Stadt aufbaute. Aber die irakisch-jüdische Kadoorie-Familie war auch nicht gerade eine typische Repräsentantin des britischen Imperialismus; eher schon nutzte sie ihn für ihre Version eines Kosmopolitismus auf höchstem Niveau, für den sowohl ihre international weitgespannten philanthropischen Aktivitäten stehen als eben auch dieses ganz besondere Hotel, das sie in den zwanziger Jahren an der Südspitze Kowloons unweit der neuen Endstation der Bahnlinie London-Moskau-Peking-Hongkong plante.
Eröffnung vor achtzig Jahren
Von Anfang an war das "Peninsula" freilich auch in die rauhe Machtpolitik verwoben. Noch vor der offiziellen Eröffnung am 11. Dezember 1928 waren seine ersten Gäste britische Sondertruppen, die von 1926 an einen Generalstreik unter Kontrolle bringen sollten; London fürchtete, dass die nationale Bewegung aus China auf seine Kolonie überschwappen würde. Weihnachten 1941 wurde in Raum 336 die Übergabe der Stadt an die japanischen Invasoren unterzeichnet; bis zum Ende der Besatzung 1945 hieß das Hotel dann "Toa". Die Rückgabe Hongkongs an China hat das Haus unbeschadeter überstanden. Nachdem schon 1994 ein dreißig Stock hoher Turm dem klassizistischen Kerngebäude hinzugefügt worden war, konnte man sich 2006 den beispiellosen Ankauf von vierzehn Rolls-Royce-Limousinen (Extended Wheelbase Phantoms) auf einmal leisten. Im letzten Jahr durfte Michael Kadoorie den Rekord eines durchschnittlichen Zimmerpreises von 3601 Hongkong-Dollar (360 Euro) verkünden.
Die Nachfrage nach dem speziellen "Peninsula"-Luxus scheint größer zu sein als je zuvor. Das Hotel will Leuten mit Geld etwas bieten, das sie das Geld vergessen lässt: den Vorschein eines wahrhaft natürlichen Lebens, in dem man einfach Mensch sein kann und gleichwohl alles Nützliche und Schöne zur Verfügung hat. Die jetzige General-Managerin, die Hongkong-Chinesin Rainy Chan, betont, das Wichtigste bei der Ausbildung ihres Personals sei die Freiheit: Jeder solle ganz er selbst sein und als solcher dem Gast gegenübertreten. Es gebe keine geschriebenen Verhaltensregeln, wohl aber eine ",Peninsula'-DNA", die jeder, der hier länger arbeite, verinnerliche.
Selbstverständlich richtige Schlüssel