Im Land der dunklen Wälder und kristallenen Seen
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Wenn sich das Klischee über die Wirklichkeit legt: ein Hof im Ermland. Bild: Visum
Kann eine Landschaft sich erinnern, wenn die Menschen ihre Geschichte vergessen? Eine Reise durchs Ermland und Masuren – das einstige Ostpreußen.
Als Kind habe ich nicht wirklich daran geglaubt, dass es Ostpreußen je gegeben hat. Deshalb kann niemand besser als ich verstehen, dass der Allensteiner Dichter und Essayist Kazimierz Brakoniecki ebendieses Gebiet „Atlantis des Nordens“ nannte. Für mich war es ein Fabelland, das nur in der Phantasie meiner Familie existierte – und am Ende einer jeden Familienfeier besungen und beweint wurde, während meine Cousins und ich Eierlikörflip tranken, die Augen verdrehten und dachten: Jetzt geht das schon wieder los.
Was sollte man auch von einem Land halten, über dem sich in meinem Diercke-Atlas in Versalien die Schriftzüge „Zur Zeit unter polnischer Verwaltung“ und „Zur Zeit unter sowjetischer Verwaltung“ zogen? Die Formulierung „Zur Zeit“ fand ich sehr vage. Von einem Schulatlas hätte ich mehr Präzision erwartet. Vielleicht von halb neun bis eins unter polnischer und sowjetischer Verwaltung und von drei bis sechs unter finnischer und ungarischer? Und am Ende wurde an manchen Tagen gar nicht verwaltet?
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