https://www.faz.net/aktuell/reise/die-region-flims-laax-will-bis-2030-klimaneutralitaet-18747404.html

Grüner Schnee : Es geht ums Überleben

  • -Aktualisiert am

Alle Wege führen zum Crap Sogn Gion: Wie lange bleibt uns diese weiße Winterwelt noch erhalten? Bild: Getty

Die Region Flims Laax will bis 2030 klimaneutral werden, ein ambitioniertes Ziel, in das Millionen Franken fließen. Aber auch wir müssen verstehen, dass die Natur keine Spielfläche ist - besonders eine Generation.

          8 Min.

          Auf dem Crap Sogn Gion gaukelt einem der Schnee vor, auf die Natur sei Verlass. Skifahrer und Snowboarder rücken ihre Brillen zurecht, ein paar Engländer absolvieren mit soldatischem Eifer Kniebeugen und bringen ihre Körper für die Abfahrt in Schwung. Kinder bewerfen einander mit Schneebällen.

          Es ist einer dieser perfekten Wintertage, zumindest scheinbar. Denn blickt man ins Tal, verpufft die Illusion der intakten Graubündner Bergwelt. Um diese Jahreszeit sollten die Wiesen, Felsen und Berghänge eigentlich von Schnee bedeckt sein, eine Winterwelt in Weiß. Doch die Talabfahrt nach Laax ist kein Geschenk des Himmels, sondern ein Produkt aus Kunstschnee. Je weiter man auf den Pisten hinunterfährt, desto grüner wird das Drumherum, ein Bild, das man in diesem Winter oft gesehen hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Martin Garbely, der Herr über das Wasser und damit auch über die Beschneiungsanlagen, sagt: „Einen solchen niederschlagsarmen Winter habe ich noch nie erlebt.“ Garbely ist 47, und weil dieses Alter kein sonderlich hohes ist, hat er bei den älteren Semestern aus der Region Flims Laax nachgefragt. Aber auch sie schüttelten den Kopf. Ja, dieser Winter sei extrem.

          Mit dem Bikini im Schnee

          Heute erinnern Fotos daran, wie es in Laax einst gewesen ist, zum Beispiel 1978, als der Vorab Gletscher zum Sommerskigebiet wurde und Frauen im Bikini in der Sonne lagen, als genössen sie einen Strandurlaub. Doch Ende der Neunzigerjahre fand das letzte Sommer-Snowboard-Kicker-Camp statt, und man musste notgedrungen Abschied nehmen vom Sommerschneevergnügen. Womöglich ahnte damals schon der ein oder andere, dass Schneereichtum in Zukunft keine Selbstverständlichkeit mehr sein würde.

          Der Klimawandel trifft die Schweiz besonders hart. Seit Messbeginn 1864 ist die mittlere Jahrestemperatur um zwei Grad gestiegen, doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt. In Laax weiß man, wie viel auf dem Spiel steht und dass es ohne kluge Nachhaltigkeitskonzepte, die sich auch ökonomisch auszahlen, keine touristische Zukunft gibt. Deswegen will die Region Flims Laax Falera bis 2030 klimaneutral werden.

          Garbely sitzt in seinem kleinen, gut geheizten Büro der Bergstation Crap Sogn Gion auf 2200 Metern Höhe. Der Blick geht hinauf Richtung Crap Masegn und hinunter ins Tal. Inzwischen haben die Engländer ihr Aufwärmprogramm beendet und gleiten geschmeidig auf ihren Carving-Skiern davon. Vor Garbely stehen zwei Bildschirme. Wenige Klicks, und schon öffnet sich ein Fenster, das eine Art Landkarte mit etwa 500 Tropfen zeigt. Jeder Tropfen symbolisiert einen Schacht, und diese Schächte bedeuten: Hier kann eine Maschine zur Erzeugung von technischem Schnee aufgestellt werden. „Wir haben etwa vierzig Kilometer Schneeleitungen im Boden, ungefähr 220 Schneekanonen und 200 Schneilanzen“, sagt Garbely. Er kann jedes Gerät per Knopfdruck aktivieren.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Ein bisschen wie nach 2015: Flüchtlinge in der Erstaufnahmestelle Ellwangen in Baden-Württemberg

          Migrationspolitik : Das Recht auf Asyl ist nicht mehr unumstritten

          Auch wenn das Unbehagen nicht so groß ist wie nach 2015: Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Belastungsgrenze bei der Aufnahme von Flüchtlingen erreicht ist. Und sie fürchten, dass die Interessen Deutschlands zu kurz kommen.
          EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen am Mittwoch in Brüssel (r.). 09:22

          F.A.Z. Frühdenker : Diese Themen dominieren den EU-Gipfel

          Beim Treffen in Brüssel schwelt im Hintergrund der Verbrenner-Streit. Die Details zum 49-Euro-Ticket werden öffentlich. Und: Legen Verdi und die EVG Deutschland lahm? Der F.A.Z.-Newsletter

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.