
Wörter-See : Kölsche Klüngel
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Schon wieder eine K-Frage. Was hat der Kölsche Klüngel der Genossen mit der CDU-Spendenaffäre zu tun? Ein Wörter-See.
Gewiss: Es ist alles anders. Vergleiche verbieten sich. Hier geht es um rein lokale Ereignisse. Tricksereien einiger weniger. Oder allenfalls spezifische Probleme der politischen Kultur der rheinischen Metropole. Köln am Rhein und die Berliner Republik haben nichts miteinander gemein. Man solle doch bittschön die Kirche im Dorf und den Dom in Kölle lassen.
Ja, schon. Da gibt es - dem bloßen Anschein nach - so manche Parallele. "Wir legen alles schonungslos offen und werden alle Spender nennen", sagt Franz Müntefering. Nun gut, die Formulierung war vielleicht nicht ganz so günstig gewählt, dachten doch einige, Roland Koch habe sich ins Willy-Brandt-Haus verirrt. Gewiss, so manch hämische Bemerkung des SPD-Generals von gestern („Die CDU befindet sich nicht mitten im Leben, sondern mitten im Sumpf“) möchte er heute nicht mehr hören. Das versteht sich.
Sozialdemokratische Stabilitätskriterien
Aber Gemeinsamkeiten zwischen Kiep, Kohl und Koch und dem Kölsche Klüngel - das wäre infam zu behaupten. Ja, hier wie da gibt es Schweizer Konten und geheime Spenden, die in gestückelter Form in die Parteikasse zurückflossen. Zudem wollen wir den Korruptionsverdacht nicht verschweigen. Hinzu kommt zugegebenermaßen, dass die Täter von gestern nicht mehr im Amt sind, Rücktritte nicht eingefordert werden können und sich die Öffentlichkeit mit Mandatsniederlegungen zufrieden geben muss. Das ist es aber auch schon an Ähnlichkeiten. Marginalien eben. Noch ist schließlich nichts von schwarzen Koffern und jüdischen Nachlässen bekannt.
Und zum Ende der Männerfreundschaft Kohl-Schäuble gibt es auch nichts Vergleichbares. Überhaupt, so möchte man betonen, ist das der zentrale Unterschied: Während es bei der CDU um böse Machenschaften zum illegitimen Machterhalt ging, handelt es bei der Kölner SPD um ein bisschen Vetternwirtschaft, um die Politik der kurzen Wege eben, hier am Rhein, wo ein jeder jeden kennt. Und während die CDU, so ließe sich im Wahlkampf glauben machen, Moral, Anstand und Verfassungstreue im Spendensumpf versinken ließ, waren die Klüngelgenossen stets um Stabilität und Traditionspflege bemüht. Sagt doch die Kölner Mundart:
„En Kölle klüngelt alles
wer hätt'et nie jedonn?
De Stadt künnt ohne Klüngel
Jo praktisch nit bestonn!“

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.
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