Arbeiten, bis der Arzt kommt
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Zeitkritisch: Assistenzärzte klagen über unverhältnismäßige Arbeitszeiten - heute ebenso wie 1970 in München. Bild: Alfred Strobel/Laif
Viele junge Mediziner stehen während ihrer Weiterbildung massiv unter Druck. Manche sehen dadurch sogar die Sicherheit der Patienten in der Klinik in Gefahr.
Wenn ein Patient bei Lara Vogt im Sprechzimmer sitzt und anfängt zu jammern, wo er wie lange in den Mühlen des Gesundheitssystems auf eine Behandlung, einen Termin, ein freies Bett in der Klinik, einen Arzt oder ein nettes Wort warten musste, dann vergisst Vogt häufig kurzzeitig ihre Empathie für das Leid anderer, legt für wenige Sekunden ihre freundliche zugewandte Art ab und sagt bestimmt: „Erzählen Sie das nicht mir, schreiben Sie einen Brief an den ärztlichen Direktor der Klinik, an die Krankenkasse, an die Patientenbeauftragten. Wenn sich etwas ändern soll in diesem System, hilft Jammern nicht. Dann muss man sich Gehör verschaffen.“
Vogt ist dabei manchmal selbst überrascht, auf welche Weise sie mittlerweile mit den Klagen über die medizinische Versorgung in Deutschland umgeht. Sie sieht das aber als Resultat ihrer Zeit als Assistenzärztin in der Klinik. Ihr Aufruf, aufzuhören zu jammern, sondern etwas zu tun, gilt eigentlich nicht den leidtragenden Patienten, sondern ihren jungen Kollegen.
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