Weißer Mann glaubt, recht zu haben
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Kann sein Traum rassistisch sein? Martin Luther King jr. 1963 bei seiner berühmten „I Have a Dream“-Rede Bild: AP
Die Hautfarbe soll keine Rolle spielen, so wird es schon Kindern beigebracht. Das ist Rassismus, sagen Vertreter der „Critical Whiteness“-Theorie. Was meinen sie damit? Eine selbstkritische Recherche aus dem vergangenen Januar.
Ich bin ein weißer, heterosexueller Mann mit einer durchschnittlichen moralischen Gesinnung. Ich vertrete die Meinung, dass Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt werden sollen. Die Hautfarbe soll überhaupt keine Rolle spielen. Genauso wenig wie die Religion, die sexuelle Orientierung und alles andere, das wir uns nicht aussuchen, zum Beispiel eine Behinderung oder den Geburtsort. Die Religion könnten wir uns vielleicht schon aussuchen, aber seien wir ehrlich: Wer hat schon eine andere als seine Eltern?
Es ist keine originelle Haltung, die ich habe. Sie steht im Grundgesetz, Artikel 3. Kein Mensch darf wegen dieser Dinge bevorzugt oder benachteiligt werden. Sie folgt auch aus der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten von Immanuel Kant, einem Standardwerk der Ethik. Ich kann sie bei Bedarf religiös, philosophisch oder juristisch begründen. Wahrscheinlich würden auch Jesus von Nazareth, Mahatma Gandhi und Martin Luther King Jr. meiner Meinung zustimmen, womit ich glaube, in ziemlich guter Gesellschaft zu sein. Ich weiß auch gar nicht, was an meiner Meinung falsch sein soll, ich habe darüber ziemlich sorgfältig nachgedacht.
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