
Günther siegt in Schleswig-Holstein : Ein starker Mann neben Friedrich Merz
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Kann sich über sein Ergebnis freuen: Daniel Günther (CDU) Bild: Daniel Pilar
Was Olaf Scholz im Bund versucht, hat Daniel Günther ihm in Kiel erfolgreich vorgemacht – und damit den Weg einer Erneuerung der CDU vorgezeichnet. Damit muss die Partei wuchern.
Es ist eine geraume Weile her, dass die CDU an einem Wahlabend rundheraus Grund zur Freude hatte. Denn seit vielen Jahren ging es mit der Union stetig bergab. Als sie aber in Sachsen-Anhalt im Juni 2021 gegen den Trend ihre Position als stärkste Kraft noch ausbauen konnte, lag über dem Sieg der Schatten einer um jeden Preis von der Macht fernzuhaltenden AfD.
Nichts dergleichen in Kiel, und das nicht allein deswegen, weil die Bürger in dem Land zwischen den Meeren politischem Extremismus auf der Linken wie auf der Rechten schon immer misstrauten. Die beständigen Regierungswechsel nach Landtagswahlen sind zusammen mit einer bundesweit einmaligen Vielfalt an Koalitionen vielmehr ein untrügliches Indiz dafür, dass das Parteiensystem aus der Barschel-Pfeiffer-Affäre der letzten Jahre der alten Bundesrepublik alles in allem gestärkt hervorgegangen ist.
So verdankt die CDU ihren fulminanten Wahlerfolg zwar zuvörderst ihrem über alle Parteigrenzen hinweg hoch angesehenen Ministerpräsidenten und Spitzenkandidaten Daniel Günther. Doch stünde es um ihn wie um die CDU anders, hätte sich die Partei auf sensiblen Politikfeldern wie Schule und Bildung nicht als kompetent erwiesen – und das nicht auf Kosten der kleineren Koalitionspartner Grüne und FDP, sondern in einem von Respekt und Vertrauen geprägten Zusammenspiel.
Im Bund war es im vergangenen Herbst an Olaf Scholz, zwischen dem rechts- und dem linksbürgerlichen Spektrum eine Brücke zu schlagen. Wie lange sie trägt, ist allen Einigkeitsbeschwörungen zum Trotz nicht ausgemacht. In Kiel aber hat die CDU bewiesen, dass auch sie diese Rolle ausfüllen kann, ohne dabei ihre Eigenständigkeit aufzugeben.
Dieser singuläre Erfolg wird das Gewicht Günthers in der Union noch weiter vergrößern. Zum direkten Rivalen von Friedrich Merz macht ihn das einstweilen nicht. Beide täten zunächst gut daran, gemeinsam die Union im Bund wieder regierungsfähig zu machen, personell wie programmatisch.