Regieren ohne Ende?
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„Glauben Sie nicht den Umfragen“: Michael Kretschmer (Dritter von links) in Jauernick-Buschbach Bild: Imago
Seit der Wiedervereinigung waren Brandenburg und Sachsen die politisch stabilsten Länder im Osten, denn SPD und CDU regierten unangefochten – doch zu „Staatsparteien“ wurden sie nicht. Sonntag endet eine Ära der Illusionen.
Der junge Mann, Schüler, wie er sagt, baut sich vor Michael Kretschmer auf. „Sie wollen mit den Grünen regieren, wie soll das denn gehen?“, fragt er. „Ich will nicht mit den Grünen, aber vielleicht muss ich, wenn zu viele Leute AfD wählen“, antwortet der sächsische Ministerpräsident und CDU-Vorsitzende. „Das ist eine Frage der Arithmetik und doch nicht so schwer zu verstehen.“ Der Schüler nickt und geht zurück zu drei Männern um die 50, AfD-Anhänger, die ihn vorgeschickt haben und ihm jetzt auf die Schulter klopfen.
Kretschmer steht am Rand einer Bühne, auf der eine halbe Stunde zuvor das Wahlforum aller Direktkandidaten im Wahlkreis Görlitz 2 zu Ende gegangen ist. Es ist halb zehn Uhr abends, die Luft steht. Er ist seit 15 Stunden auf den Beinen, hat jetzt sein Sakko abgelegt und ein Bier in der Hand, während ein Dutzend Menschen darauf wartet, mit ihm ins Einzelgespräch zu kommen. Er hört zu, nickt, schüttelt ab und an den Kopf, federt auf und ab. Er wird hier noch eine Weile brauchen.
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