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Migration in NRW : „Früher hätte ich gesagt, German Dream ist, wenn man ein super Auto fährt“

Joachim Stamp, Integrationsminister in NRW, und Eko Fresh, politisch engagierter Rapper, Anfang Mai im Integrationsministerium. Bild: Marcus Simaitis

NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) und der Rapper Eko Fresh kennen und verstehen sich gut. Im Interview sprechen sie über neue und alte Einwanderer – und das Wahlverhalten von Migranten.

          7 Min.

          Herr Stamp, Sie geben Musikhören als eines Ihrer Hobbys an. Welches ist denn Ihr Lieblingslied von Eko Fresh?

          Leonie Feuerbach
          Redakteurin in der Politik.

          Eko Fresh: Bestimmt „1994“! Das ist ein Lied, das ich für die Integrationskampagne #IchDuWirNRW gemacht habe. Bei der Aktion habe ich auch den Minister kennengelernt. Eigentlich höre ich gar nicht so gerne meine eigene Musik, aber das Lied mag ich sehr. Einfach, weil der Sinn dahinter stimmt und weil die Geschichte der ersten Generation der Gastarbeiter erzählt wird. Das ist gar nicht so selbstverständlich. Die selber können das größtenteils gar nicht mehr erzählen, weil viele nicht mehr leben. Und die meisten sind ja auch keine Kulturschaffenden gewesen, sondern Arbeiter.

          Joachim Stamp: Ja, natürlich das Lied, das Eko für die Kampagne gemacht hat. Aber es gibt auch ein schönes Stück, das heißt „Aber”, und in dem geht Eko darauf ein, was es in unserer polarisierten Gesellschaft für Vorurteile gegeneinander gibt, und dass Begegnung Verständnis schafft. Es gibt in einer offenen Gesellschaft immer auch Konflikte und Reibereien. Aber das Entscheidende ist eben: Wir haben als Einwanderungsland hier in Nordrhein-Westfalen insgesamt eine unglaubliche Erfolgsgeschichte.

          Teil dieser Erfolgsgeschichte sind auch Sie, Eko Fresh. Ihre Mutter ist als Minderjährige nach Deutschland gekommen und hat hier nie die Schule besucht. Sie sind heute erfolgreicher Musiker, Schauspieler und Unternehmer.

          Eko Fresh: Meine Mutter musste in Deutschland sofort arbeiten, anders als mein Onkel. Jungs hat man hier noch eher zur Schule gehen lassen. Das sind so alte Denkweisen, die mein Opa hatte. Er ist inzwischen verstorben und das sei ihm verziehen. Er war ein armer Mann, hatte einen Schuhputz-Stand in seinem Dorf. In Deutschland war er nur mit anderen Gastarbeitern zusammen, bei der Arbeit und in der Freizeit. Deswegen gab es in dieser Generation viele Sprachbarrieren. Die nächste Generation hat dann schon den Antrieb gehabt, sich hier zu etablieren. Meine Tante zum Beispiel, die Schwester meiner Mutter, hat einen eigenen Laden gehabt.

          Wen würden Sie wählen?

          Am 15. Mai 2022 finden die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen statt. Vergleichen Sie die Antworten der Parteien mit Ihren Standpunkten.

          Zum Wahl-O-Mat

          Ihr Label heißt German Dream Entertainment. Was ist denn der German Dream für Sie beide?

          Eko Fresh: Soll ich anfangen?

          Joachim Stamp: Ich würde noch einen Satz davor schieben: Wir haben immer noch in zu vielen Köpfen bestimmte Klischees, dass Kinder aus ihrer Herkunft heraus definiert werden. Das sehen wir etwa bei der Frage, was es für Empfehlungen für die weiterführenden Schulen gibt. Da wird zu wenig auf das individuelle Talent geguckt und zu viel auf die Herkunft. Diese Klischees betreffen nicht nur Kinder aus Familien mit Einwanderungsgeschichte, sondern teilweise auch Kinder, deren Eltern klassische Arbeiterberufe haben oder Transferempfänger sind. Und diese Klischees müssen wir überwinden. Jedes Talent soll unabhängig vom Elternhaus zur Geltung kommen. Dazu sollen in NRW Talentschulen in Stadtteilen mit besonderen Herausforderungen ausgeweitet und Talentscouts, die Kinder individuell in der Schule coachen und fördern, nicht mehr nur aufs Ruhrgebiet beschränkt bleiben.

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