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Wirtschaftspolitiker Ovens : Rein in die Politik und wieder raus

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So erwähnt er, dass die Vorzeichen für den größten Röntgenlaser der Welt, der in Hamburg steht, schon zu Zeiten der CDU-Regierung im Jahr 2006 gestellt wurden. Überhaupt dauert Wissenschaftspolitik lange – für manchen zu lange. „Wenn Sie als Politiker entscheiden können, dass bis Ende des Jahres ein Sportplatz saniert wird oder ob ein wissenschaftliches Institut gegründet wird, das mit Ausschreibungen und Bau in fünf oder zehn Jahren Ergebnisse zeigt, dann denkt Politik in kürzeren Zyklen.“ Hamburg, sagt Ovens, ist als Deutschlands Tor zur Welt, als Hafenstadt zu Wohlstand gekommen. Jetzt will er Hamburg umbauen – zu einem Heimathafen für digitale Innovationen, die kommen nicht nur, aber zu großen Teilen auch aus der Forschung und Wissenschaft.

Carsten Ovens war von 2008 bis 2015 Mitglied der Bezirksversammlung Eimsbüttel, von 2011 bis 2017 Landesvorsitzender der Jungen Union und von 2015 bis 2020 Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft.
Carsten Ovens war von 2008 bis 2015 Mitglied der Bezirksversammlung Eimsbüttel, von 2011 bis 2017 Landesvorsitzender der Jungen Union und von 2015 bis 2020 Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft. : Bild: Daniel Pilar

Politik macht Ovens theoretisch immer noch nicht in Vollzeit. So war Ovens neben der Politik von 2015 bis 2018 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Hamburg tätig. Allerdings kommt er mit Fraktionssitzungen, Ausschusssitzungen und Bürgerschaftssitzungen auf 15 bis 20 Stunden in der Woche, daneben Gespräche und Termine im Wahlkreis, was leicht mehr als 30 Stunden umfasst.

Wie für jeden Parlamentarier lässt sich die Arbeit ohnehin nicht mit der Stechuhr messen. Ovens steckt viel Zeit in das politische Leben, er ist freundlich, verbindlich, oft mit Einstecktuch in der Jacke, und gut vernetzt über Hamburg hinaus. Er ist im CDU-nahen Digitalkreis cnetz aktiv, kennt viele Kollegen aus der Jungen Union und reist oft umher. Er schaute das Fernsehduell im vergangenen Bundestagswahlkampf mit dem CDU-Kollegen Jens Spahn und anderen. Zum Tag der offenen Tür im Kanzleramt lässt er sich mit CSU-Digitalministerin Dorothee Bär fotografieren.

III. Die Partei stellt ihn nicht mehr auf

Sein Einsatz hat für Carsten Ovens nach einer Legislaturperiode nicht gereicht. Im Mai vor einem Jahr schreibt die „Bild-Zeitung“: „Hamburgs CDU schrumpft nach der Bezirkswahl weiter, muss dringend moderner werden – doch ausgerechnet jetzt sägt sie ihren wichtigsten Digitalpolitiker ab!“ Das „Hamburger Abendblatt“ titelt: „CDU wirft bekannten Digitalpolitiker von der Bürgerschaftsliste“. Das klingt nach einem Verlust für die Partei. Die Gewinnerin des internen Wettstreits ist die Ortsverbandsvorsitzende, die an seine Stelle rückt und nun im Wahlkreis plakatiert wird. Über die Abläufe will Ovens nicht viel sagen.

Das Leben in der Politik ist aufreibend, aufwendig und aufregend, aber auch endlich. An einem Mittwoch im Februar 2020 hält Ovens seine letzte Rede in der Bürgerschaft. Das Ende eines politischen Mandats muss hart sein. Es ist eine Niederlage, wie sie zum politischen Geschäft dazugehört. Das erlebt nicht nur Ovens, der das abgehakt haben will. „Politische Mandate werden auf Zeit vergeben. Ich habe noch nie etwas davon gehalten, wenn man an einem Mandat klebt.“

CDU-Politiker Carsten Ovens verlässt die Hamburger Bürgerschaft.
CDU-Politiker Carsten Ovens verlässt die Hamburger Bürgerschaft. : Bild: Daniel Pilar

Dafür kümmert sich Ovens mehr als bisher um die deutsch-israelischen Verbindungen. Seit einem Jahr ist er Geschäftsführer im Berliner Büro der europäischen Organisation Elnet, dem European Leadership Network, die Verbindungen nach Israel mit Reisen und Konferenzen bauen will. Hiervon ist im übrigens die AfD ausgeschlossen. „Wir ziehen eine klare Linie und kooperieren grundsätzlich nicht mit der AfD“, sagt Ovens. Ab März arbeitet er für Elnet statt in Teilzeit dann in Vollzeit und baut deren Aktivitäten hierzulande aus. Neben der Außen- und Sicherheitspolitik geht es ihm auch um darum, den deutschen Mittelstand mit Start-ups in Israel zu vernetzen. Verstärkt werden soll der Einsatz gegen Antisemitismus. „Wir haben einen wieder zunehmenden Antisemitismus in Europa, Amerika und auch in Deutschland, der aus dem rechtsextremen Milieu kommt.“ In dieser Woche war Ovens mit Bürgermeistern in Israel und hat Vertreter aus Wissenschaft, Verwaltung und Unternehmen getroffen.

An diesem Sonnabend ist er wie am Wochenende zuvor wieder in Hamburg im Wahlkampf unterwegs, er unterstützt befreundete Politiker. Er bleibt in der CDU und ihr verbunden. Am Sonntag will er zur Wahlparty seiner Partei gehen, auf dem sich andere über den Einzug ins Parlament freuen dürfen und gleichzeitig über den erwarteten Erfolg von SPD und Grünen nach den Umfragen wohl grübeln könnten. Am nächsten Tag stehen für ihn wieder berufliche Termine in Berlin an. Er hat jetzt ein Leben außerhalb der Hamburger Bürgerschaft.

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