Kurioses aus dem Wahlkampf : So macht Brandenburg auf sich aufmerksam
- -Aktualisiert am
Bild: Ingo Senftleben
Ein CDU-Chef, der Verbrechern den Hintern versohlen will, eine Tierpflegerin im Menschenzoo und ein riesiger Kandidat der Freien Wähler: Die Wahlwerbung der Parteien in Brandenburg war oft skurril und gewagt – aus gutem Grund.
„Wer macht auch die Bauern froh? Ingo! Ingo! Haut Verbrechern auf den Po? Ingo! Ingo!“ Was wirkt wie eine Satire, ist das Wahlkampflied, das die CDU für die Brandenburg-Tour ihres Spitzenkandidaten Ingo Senftleben komponieren ließ. Die bizarre Hymne auf das selbsternannte „Landei“ Senftleben ist unterlegt mit Countrymusik und rhythmischem Klatschen.
Angeblich sollte das Lied nur als Motivation für die Wahlkampfhelfer dienen, doch dann ging der Song von „Team Ingo“ viral. Im Internet sorgte er für Erheiterung. Unter anderem wurde das Video mit dem Lied unter dem Titel „Rezo war nur der Anfang. Die (Selbst-)Zerstörung der CDU. Der Ingo Song“ auf Youtube hochgeladen. Im Gegenzug postete Senftleben das Lied selbstbewusst auf Facebook und schrieb: „Mitsingen ist natürlich erlaubt.“
Ein anderes Beispiel aus dem Brandenburger Wahlkampf ist – zumindest musikalisch – eher unspektakulär. Für „Demokratie im Menschenzoo“ wirbt die Landtagskandidatin der Linken, Franziska Schneider, in ihrem Wahlwerbespot. In dem Video hört sie sich die Sorgen eines älteren Herren an, der ein Hasenkostüm trägt, die eines Kindes, das als Maus verkleidet ist und die von Leuten, die sich vogelartig kostümiert haben. Die Botschaft ist, dass Schneider „mit allen kann“. Nach ihrem Spaziergang vorbei an Brandenburgs sprechender „Tierwelt“ trifft sie auf ihren einsamen Parteikollegen Karsten Knobbe, der als Bürgermeister für Hoppegarten kandidiert.
Pingpong-Spiel mit der digitalen Welt
Weitere Skurrilitäten aus dem Wahlkampf in Brandenburg hat der Politikberater und Blogger Martin Fuchs zusammengetragen. In seinem Blog „Hamburger Wahlbeobachter“ beschäftigt er sich mit lustigen Plakaten für die Landtagswahlen im Osten, die er unter anderem auf anderen Plattformen wie Instagram, Facebook und Reddit entdeckt und auf Twitter unter dem Hashtag „Wahlplakate from Hell“ veröffentlicht.
Die Aufregung um die skurrilen Plakate zeige, dass ihre Macher ihr Ziel erreicht hätten, meint Fuchs. „Die meisten verunglückten Plakate stammen von kleineren Parteien. Sie plakatieren gewagte Motive, um aufzufallen und ein Pingpong-Spiel zwischen dem On- und Offlinewahlkampf anzuzetteln.“ Dieser Einfluss der Netzkultur auf den analogen Wahlkampf sei relativ neu, sagt der Blogger. „Skurrile Plakate gab es schon immer, aber durch das Netz bekommen sie neue Entfaltungsmöglichkeiten.“
Eines der Wahlplakate, die Fuchs in seinem Blog vorstellt, stammt von der SPD. Gabriele Theis hat „Bock“, für ihren Wahlkreis im Süden Brandenburgs in den Landtag einzuziehen. Das CDU-Plakat von Roger Pautz aus dem Wahlkreis Oberhavel II thematisiert wiederum das Wahlplakat an sich. Per Wahlplakat will Pautz ändern, dass sich junge Leute nicht von Plakaten angesprochen fühlten.
Die 73 Jahre alte AfD-Kandidatin Marianne Spring-Räumschüssel sieht den Wahlkampf in Cottbus sportlich und posiert mit Boxhandschuhen. Ein weiteres „Wahlplakat from Hell“ hat Martin Fuchs in Frankfurt (Oder) aufgespürt: Das Plakat des FDP-Kandidaten Jens Dörrschmann verschmilzt mit der Werbung eines Imbiss.
Vergleichsweise Slogan-frei kommt das Plakat von Ursula Nonnemacher und Benjamin Raschke. Die Spitzenkandidaten der brandenburgischen Grünen geben sich zwar betont freundlich und nahbar – ihre Botschaft („Hallo“) bleibt aber unscharf. Deutlich grimmiger schaut hingegen der Kandidat der Freien Wähler. Unmissverständlich macht er klar, was er von Windrädern in Brandenburg hält: Als überlebensgroßer Hüne reißt er die Energieanlagen aus dem Boden.